
Fakten-Check Spermienqualität: Was Mann beachten sollte!
Gerüchte verbreiten sich rasend schnell. Warum sollte das in Bezug auf die männliche Potenz und den Kinderwunsch anders sein. Wenn der positive Schwangerschaftstest auf sich warten lässt, werden mögliche Gründe dafür gesucht – oft im Alleingang, ohne medizinische Expertise. Was ist also dran an Aussagen wie: „Die Sitzheizung im Auto und das Handy in der Hosentasche schaden der Spermienqualität.“ Wir klären auf!
Manche mögen’s heiß, die Spermien definitiv nicht!
Es stimmt, dass es um die Manneskraft prinzipiell schon mal besser bestellt war. Zu dieser Erkenntnis gelangte etwa die Schweizer Samenstudie, die die Spermienqualität auf nationaler Ebene unter die Lupe nahm. Sie belegt, dass die Spermienanzahl der Männer in den vergangenen fünf Jahrzehnten stetig zurückgegangen ist.
Fakt ist ebenso, dass mancher Lebensstil dem Kinderwunsch nicht unbedingt zuträglich ist. Stress, Nikotin, Alkohol und Übergewicht wirken sich negativ aus – sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Außerdem nimmt die Anzahl der fehlerhaften Stammzellen in den Hoden etwa ab dem 50. Lebensjahr zu und somit die Zeugungsfähigkeit des Mannes ab. Überhaupt sind die männlichen Hoden ein äußerst empfindliches Organ. Genauso wie die Augen gehören sie zu den temperatursensiblen Körperteilen. Sind sie dauerhaft zu warm, wird ihre Funktion gestört. Deshalb befinden sie sich außerhalb des Körpers, wo ihre Temperatur ein paar Grad unter jener der Körperkerntemperatur liegt.
Die Entscheidung für die Sitzheizung überdenken
Schon gewusst? Spermien sind bei Temperaturen zwischen 33 und 35°C am beweglichsten. Die perfekte Temperatur für die Produktion der Samenzellen liegt bei genau 32°C. Ab 35°C verlangsamen sich die Spermien allerdings, ab 36°C stoppen sie komplett und bei mehr als 37°C wird’s kritisch. Dann kann es nämlich auch zu langwierigen Schäden an den Hoden führen. Bedeutet also, dass Männer, die regelmäßig und lange mit eingeschalteter Sitzheizung unterwegs sind, die Qualität ihrer Spermien gefährden. Um die Chance auf den lang ersehnten Nachwuchs zu steigern, ist der Rat somit ein simpler: Beim nächsten Griff zur Sitzheizung oder wenn der Laptop wieder mal am Schoß landet, sollte Mann ganz einfach die Temperatur-Skala und deren Auswirkung im Hinterkopf behalten.
Enge und Wärme sind keine ideale Kombination
Auch bei der Kleidung des Papas in spe spielt die Temperatur eine Rolle (Link zu Artikel: „Boost your potential“). Enge (Unter-)Hosen können die Hoden dicht an den Körper drücken, sodass sich ihre Temperatur erhöht. Durch eine ungünstige Sitzhaltung über mehrere Stunden wird dies verstärkt. Ähnlich verhält es sich beim Fahrradfahren. Dabei lastet das Gewicht des Oberkörpers nämlich auf den Blutgefäßen und Nerven, die u.a. zu Penis und Hoden führen. Das kann vereinzelt zu Erektionsstörungen führen. Es hängt natürlich davon ab, wie intensiv die Sportart ausgeübt wird. Wer das Radfahren nur als Hobby betreibt, muss sich keinerlei Gedanken machen.
Eng und teilweise warm wird’s auch oft, wenn das Handy in der Hosentasche getragen wird. Dass die zusätzliche Handystrahlung direkte Auswirkungen auf die Spermienqualität hat, konnte bisher nicht eindeutig bewiesen werden. Vollkommen auszuschließen ist es aber nicht. Das Mobiltelefon nicht immer direkt am Körper zu tragen, ist allerdings aus einem ganz anderen Grund empfehlenswert: Die meisten, die den ganzen Tag durch das Handy erreichbar sind, stehen unter ständigem Stress. Dabei ist gerade das ein wichtiger Faktor, der die Fruchtbarkeit – von Mann und Frau – unmittelbar beeinträchtigt.
Körperliche Ursachen: Schon mal von einer Krampfader am Hoden gehört?
Neben den vielen alltäglichen Einflüssen kann die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch tatsächlich eine anatomische sein. Neben der medizinischen Untersuchung der zukünftigen Mama, gehört deshalb auch der körperliche Check des Papas in spe zu einem der wichtigsten To-do’s, wenn beim Schwanger werden nachgeholfen werden soll. Bei mancher Untersuchung kommt so ans Tageslicht, dass eine Krampfader im Bereich der Hodenvenen (Varikozele) vorliegt. Sie kommt bei 10 bis 15% aller jungen Männer vor, befindet sich fast immer auf der linken Seite und hat in der Regel keine Beschwerden zur Folge. Wenn es um die Familienerweiterung geht, kann die Hodenkrampfader allerdings zum Problem werden. Warum? Weil die Krampfader zu einer chronischen Überwärmung des Hodens führen kann und damit nicht nur die Spermienproduktion verändert, sondern ebenfalls eine schlechtere Spermienqualität verursacht.
Wird die Krampfader behandelt, erspart sich das Paar möglicherweise eine künstliche Befruchtung. Denn mit der mikrochirurgische Varikozelenoperation existiert ein sehr schonende und effektive OP-Technik. Dabei werden die Venen unter dem Operationsmikroskop unterbunden, alle anderen Strukturen des Samenstranges aber gleichzeitig gesichert. Der OP-Erfolg ist dadurch sehr hoch, während die Komplikationsrate niedrig bleibt. Das minimalinvasive Verfahren der mikrochirurgischen Varikozelenligatur wird in der Regel ambulant – in etwa in 45 bis 60 Minuten – durchgeführt.
Zum schwanger werden brauchte es Frau UND Mann
Während es meist selbstverständlich ist, dass Frau regelmäßig zum Gynäkologen geht, verzichtet Mann häufig auf Besuche beim Urologen. Gerade beim Wunsch, die Familie zu erweitern, sind aber auch Männer gefordert und in diesem Sinne explizit aufgefordert, ihre körperliche Verfassung von einem Spezialisten abklären zu lassen. Geschieht dies, müssen sich die zukünftigen Eltern weder mit unangebrachten Sorgen noch mit unbewussten Irrtümern herumschlagen.