Krebs, Chemotherapie und der Wunsch nach einem Kind: Wie passt das zusammen?

Von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr so wie es war. Die Diagnose Krebs ist ein Schicksalsschlag, der das Leben der Betroffenen, aber auch das des Umfeldes, auf den Kopf stellt. Unzählige Entscheidungen müssen schnellstmöglich getroffen, Therapien ausgewählt, Behandlungen durchgeführt und (emotionale) Extremsituationen durchgestanden werden – alles, um die heimtückische Krankheit zu besiegen. Hinzu kommt, dass Krebspatienten plötzlich enorm unter Zeitdruck stehen und Antworten für ihre Zukunft unmittelbar parat haben müssen. Wie sieht es mit der Familienplanung aus? Sind (weitere) Kinder aktuell ein Thema? Sollen sie irgendwann in der Zukunft eine Rolle spielen? Und kann der Kinderwunsch von Krebspatienten prinzipiell zum Wunschkind führen?

Tatsache ist, dass Chemotherapie und Bestrahlung häufig die Fähigkeit reduzieren, weiterhin auf normalem Wege ein Baby zeugen zu können. Viele Paare können sich aber nach überstandener Krebstherapie ihren Kinderwunsch erfüllen. Wovon das abhängt, welche Möglichkeiten es für die Familienerweiterung gibt und warum der Krebs und seine Behandlungen für die Fruchtbarkeit überhaupt ein Risiko darstellt, verrät dieser Blogbeitrag:

Krebszellen ade: Was passiert bei der Chemotherapie?

Bei einer Krebserkrankung erhöhen der Tumor selbst, aber auch die Behandlungen das Risiko für vorübergehende oder gar dauerhafte Unfruchtbarkeit. Warum? Weil im Zuge der Chemotherapie oft Wirkstoffe eingesetzt werden, die zwar die Zellen des Tumors angreifen, aber auch vor gesunden Zellen wie Ei- und Samenzellen sowie Eierstock- und Hodengewebe nicht Halt machen. Ebenso kann eine Strahlentherapie körpereigenen Zellen in den bestrahlten Bereichen schaden.

Wie sehr die Fruchtbarkeit beeinträchtigt wird, hängt vom eingesetzten Arzneimittel, der Therapie-Dauer sowie der verabreichten Dosis ab. Je höher die Dosierung ist, desto größer kann der Schaden am Fortpflanzungsgewebe sein. Auch das Alter der betroffenen Frau mit Kinderwunsch wirkt sich unmittelbar auf die Fertilität aus. Grundsätzlich reduziert sich nämlich die Anzahl der weiblichen Eizellen mit höherem Alter. Ist bereits im Vorfeld nur noch eine kleine Menge vorhanden, können die Eizellen nach erfolgreicher Chemotherapie so stark dezimiert sein, dass eine natürliche Schwangerschaft nicht mehr möglich ist.

Vor der Behandlung den Kinderwunsch ansprechen und Optionen ausloten

Wie so oft in der Medizin kann auch bei der Krebs-Diagnose keine pauschale Prognose für die Auswirkungen auf den Kinderwunsch gestellt werden. In bestimmten Situationen kann die Fruchtbarkeit trotz Chemotherapie beispielsweise mithilfe von medizinischen Möglichkeiten erhalten werden. So schützen spezielle Medikamente etwa die Eierstöcke während der Krebstherapie.

Wie hoch letztendlich das Risiko ist, dass die Krankheit selbst oder die Therapie die Fruchtbarkeit beeinflussen, gilt es individuell mit dem behandelnden Arzt abzuklären. Daher gilt es, die Frage so früh wie möglich – auf jeden Fall noch vor Beginn der Behandlung – anzusprechen. Im Grunde sind Maßnahmen, die die Fruchtbarkeit schützen, nicht unmittelbarer Bestandteil der Krebsbehandlung. Wenn ein (zukünftiger) Kinderwunsch besteht, werden jedoch alle medizinischen Möglichkeiten ergriffen, um die Eierstöcke der Frau und die Spermien des Mannes zu schützen.

 

Einblick in die Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlungen

Nach überstandener Krebstherapie können viele Frauen und Männer auf natürlichem Wege schwanger werden bzw. Kinder zeugen. Voraussetzung ist, dass Hormonzyklus und Fortpflanzungsorgane wieder vollständig funktionieren. Für den Fall, dass sich der Kinderwunsch nach der Krebstherapie nicht auf natürlichem Wege erfüllen lässt, können Betroffene auch vorsorgen. So können Männer etwa vor der Chemo- oder Strahlentherapie ihre Spermien für eine spätere Befruchtung einfrieren lassen. Frauen mit Kinderwunsch können hingegen ihre Eizellen kryokonservieren lassen. Das bedeutet, sie werden bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff eingefroren.

Rein theoretisch können erwachsene Krebspatienten, die eine Familie gründen möchten, auf die gesamte Skala von Fertilitätsbehandlungen zurückgreifen. Welche allerdings am erfolgversprechendsten ist, sollte mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Immerhin kann nach einer Krebserkrankung ein individuelles Risiko mit manchen Kinderwunsch-Behandlungen verbunden sein.

 

Eine Frage der Zeit: Warten auf das Wunschkind nach der Krebserkrankung

Ist die Krebstherapie erfolgreich überstanden, stehen viele Paare – wie so viele andere Wunsch-Eltern – vor der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Beim Kinderwunsch müssen ehemalige Krebspatienten insbesondere auf ihren Körper hören. Denn dieser braucht Zeit. Jede überstandene Erkrankung hinterlässt Spuren – im Körper, in der Seele, aber auch in der Beziehung. Sie alle brauchen Zeit, um die Anstrengungen rund um den gewonnenen Kampf zu verarbeiten. Deshalb wird in der Regel dazu geraten, mit dem Versuch Schwanger zu werden etwas zu warten. Jedes Paar merkt schließlich selbst, wenn es sich seelisch und körperlich für die Familienerweiterung bereit fühlt.

Rein medizinisch gesehen brauchen beispielsweise die Eierstöcke von Frauen über 35 nach einer Chemotherapie durchschnittlich ein halbes Jahr, bis sie wieder voll funktionsfähig sind. Besteht bei sehr jungen Frauen der Wunsch nach einem Baby, kann es dagegen auch sofort funktionieren.

Unabhängig davon, ob Paare eine Krebserkrankung überwunden haben oder nicht, wird ihnen nach etwa einem Jahr des erfolglosen Versuchens zu weiteren Untersuchungen geraten. Auch wenn der Zyklus unregelmäßig ist oder ganz ausbleibt, lohnt sich ein Besuch in der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech.