Schwanger werden: Mythen im Faktencheck
"Garantiert schwanger werden. So geht‘s!" - Bei Überschriften wie diesen schrillen bei Ihnen die Alarmglocken? Zu Recht. Ratgeber und Möchte-gern-Gesundheitsfachleute ködern ihre Leserschaft in regelmäßigen Abständen mit Mythen und Tipps zum Thema Sex und Schwangerschaft. Sei dies der Rat zum Kopfstand oder zur Kerze nach dem Geschlechtsverkehr, das untergeschobene Kissen, das zu sicherer Empfängnis führt, oder die Empfehlung nicht auf die Toilette zu gehen bzw. zu duschen. Obwohl Frauen und Männer mit einem - bisher unerfüllten - Kinderwunsch wissen, dass die omnipräsenten „Informationen“ keinem Faktencheck standhalten, bleiben sie daran hängen. Wer endlich sein Baby im Arm halten möchte, ertappt sich unbewusst dabei, dies oder jenes zu tun oder zu vermeiden, was man irgendwo zufällig aufgeschnappt hat.
Zuviel oder zu wenig Sex
Behauptungen wie jene, dass nur Sex während des Eisprungs zu einer Schwangerschaft führt, oder dass zu häufiger Sex die Qualität der Spermien beeinträchtigt, halten sich hartnäckig wie ein Rodeo-Reiter im Sattel. Sie speisen sich zumeist aus nicht verifiziertem Halbwissen oder individuellen Erfahrungen. Ebenso verhält es sich mit dem Mythos, dass manche Stellungen im Liebesspiel besonders vorteilhaft seien, oder dass Frauen leichter schwanger werden, wenn sie einen Orgasmus haben.
Wer sich allerdings mit seinem Zyklus auskennt, ist tatsächlich im Vorteil: Da die Eizelle max. 12-24 Stunden befruchtungsfähig ist und der männliche Samen 3-4 Tage überlebt, kann ein gutes Timing schneller zum Wunschkind führen.
Schädliche Strahlung und Sitzheizung
Wie wirken sich die beiden Faktoren auf die Fruchtbarkeit aus? Machen sie im schlimmsten Fall sogar unfruchtbar? Flugreisen stehen im Verdacht, wegen einer erhöhten Dosis an kosmischer Strahlung die Chancen auf ein Baby zu verringern. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz konnte jedoch mit Ergebnissen aus der Strahlentherapie beweisen, dass Werte unter 500 Millisievert (mSv) die Eierstöcke bei Frauen in ihrer Funktion nicht beeinträchtigen. Bei Männern liegt die Toleranzgrenze bei 100 mSv. Da sogar bei Vielfliegern nur etwa 0,5 mSv erreicht werden, müssten Frauen 1000 und Männer 200 Jahre lang häufig fliegen, um ihrer Fruchtbarkeit zu schaden. Das Fliegen ist folglich bezüglich Strahlenbelastung absolut gefahrlos für Menschen mit Kinderwunsch, für Schwangere und Babys. Noch Unklarheit herrscht bezüglich der möglichen Druckschwankungen bei Flügen und rascher klimatischer und zeitlicher Veränderungen durch Flüge über weite Strecken und in unterschiedliche Klimazonen.
Valide Daten, die Schäden durch beheizte Fahrersitze nachweisen, gibt es bisher nicht. Temperaturen, die höher sind als die eigene Körpertemperatur, sollen aber sowohl die Beweglichkeit als auch die Anzahl der männlichen Spermien verringern.
7 Faktoren, hinter denen Wahres steckt
1. Alter: Die Fruchtbarkeit nimmt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter ab. Männer produzieren zwar bis ins hohe Alter fruchtbare Spermien, doch die Spermienqualität nimmt ab. Das Risiko für Fehlgeburten oder Gendefekte erhöht sich.
2. Immunsystem der Frau: Es ist eigentlich darauf getrimmt, unerwünschte Eindringlinge wie Bakterien, Viren und fremde Zellen abzuwehren. Damit es zur Befruchtung der Eizelle kommen kann, müssen die Spermien des Mannes die Immunabwehr der Frau überwinden.
3. Koffein: Mehr als eine Tasse Kaffee (ca. 200 Milligramm) pro Tag senkt die Chance darauf, schwanger zu werden, um die Hälfte. Das Risiko von Fehlgeburten steigt.
4. Gewicht: Unter- und Übergewicht können sich negativ auswirken. So werden z.B. bei stark untergewichtigen Frauen die Eierstöcke nicht mehr stimuliert, der Zyklus und damit die Regelblutung fallen aus. Stark übergewichtige Frauen produzieren im Fettgewebe männliche Hormone, was zu derselben Problematik führt.
5. Rauchen: Wenn Frauen rauchen, sind die Eierstöcke schlechter durchblutet. Bei Männern verringert sich durch Tabakkonsum die Spermienqualität.
6. Stress und Druck: Wer sich oder auch seinen Partner zu sehr unter Druck setzt, weil er unbedingt schwanger werden will, hat es sicherlich schwerer als ein entspanntes Paar. Für den Stress-Abbau gut geeignet sind: Tees, Massagen, Yoga, Meditation und Entspannungstechniken.
7. Verhütungsmittel: Wie lange es nach Absetzen einer Verhütungsmethode dauert, bis sich die Fruchtbarkeit normalisiert, ist von der verwendeten Methode abhängig. Am längsten dauert es laut Studien bei Depotspritzen, gefolgt von Hormonpflastern und oralen Kontrazeptiva.
Gut zu wissen
mRNA-Impfstoffe haben keinen Einfluss auf Spermienqualität und Fruchtbarkeit.
Cannabiskonsum verringert die Spermienkonzentration, wirkt sich negativ auf die Spermienqualität aus und ist damit ein bedeutender Risikofaktor für Unfruchtbarkeit bei Männern.
Phthalate: Ob Weichmacher und Mikroplastik unfruchtbar machen, ist bisher nicht ausreichend erforscht. Sie stehen aber im Verdacht, die Zeugungsfähigkeit von Männern zu verringern.
Unser Fazit: Wenn eine Frau sich wohlfühlt und in einer ausgeglichenen mentalen Verfassung befindet, hat sie grundsätzlich gute Voraussetzungen zum Schwanger werden. Sollte sich nach einem bestimmten Zeitraum, in dem sich ein Paar ein Baby wünscht, keine Schwangerschaft einstellen, dürfen die medizinischen Faktoren nicht ausgeblendet werden: Die Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech erweist sich hierbei als einfühlsamer und kompetenter Partner auf dem Weg zu Ihrem Wunschkind.