Unerfüllter Kinderwunsch und Unfruchtbarkeit: sprecht darüber!


Manche kennen es nur zu gut: Bei Freundinnen oder Arbeitskolleginnen klappt es sofort, selbst wird man aber einfach nicht schwanger. Jeden Monat wieder wird man enttäuscht, immer größer wird der Druck und die psychische Belastung. Fragen wie ‚warum ausgerechnet ich?‘ oder ‚was ist falsch mit mir?‘ kreisen besonders Frauen ständig durch den Kopf. Die Beziehung wird zunehmend belastet, auch der Geschlechtsverkehr verliert an Spaß und Leichtigkeit.


Die Lösung dafür? Sich an eine Kinderwunschklinik wenden. Denn die dort arbeitenden Fachärzte sind spezialisiert auf Ursachenfindung und Behandlungsmethoden für ungewollte Kinderlosigkeit. Trotzdem zögern viele Paare, sich Beratung einzuholen. Dabei spielt Zeit eine wesentliche Rolle beim Kinderwunsch, da die Fruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alter abnimmt.

Tabuthemen Unfruchtbarkeit, unerfüllter Kinderwunsch und künstliche Befruchtung


Eine Schwangerschaft wird für viele als die „natürlichste Sache der Welt“ betrachtet, nur ist sie das für zahlreiche Paare nicht. Tatsächlich hat jedes vierte Paar in Österreich mit Fruchtbarkeitsproblemen zu kämpfen. Das sind viele – dennoch bleiben sie unsichtbar.
Ein wesentlicher Faktor dafür sind Schamgefühle. Frauen schämen sich dafür, dass ihr Körper das nicht zustande bringt, was allen anderen Frauen scheinbar mühelos gelingt. Sie empfinden die Unfähigkeit, schwanger zu werden oder ein gesundes Baby zur Welt zu bringen als Mangel an sich selbst und Makel am eigenen Körper. Auch für Männer ist es nicht einfach, schließlich definieren immer noch viele die eigene Männlichkeit über ihre Zeugungsfähigkeit.

Ab wann ist Mann oder Frau unfruchtbar?


Sobald ein Paar sich dazu entschließt, ein Kind zu bekommen, steigt die Angst davor mit jedem Monat, der in einem negativen Schwangerschaftstestergebnis resultiert. Aber was genau bedeutet Unfruchtbarkeit? Wann ist eine Frau oder ein Mann unfruchtbar? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert es folgendermaßen:

Infertility is a disease of the male or female reproductive system defined by the failure to achieve
a pregnancy after 12 months or more of regular unprotected sexual intercourse. (Quelle:
WHO)

Zu Deutsch: „Unfruchtbarkeit ist eine Erkrankung des männlichen oder weiblichen Fortpflanzungssystems, die dadurch definiert ist, dass nach 12 oder mehr Monaten regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt.“

Die Medizin unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Unfruchtbarkeit (Sterilität) sowie Infertilität. Eine primäre Unfruchtbarkeit liegt vor, wenn Mann oder Frau trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr noch nie ein Kind gezeugt haben. Wenn nach einer früheren Schwangerschaft keine Zweite zustande kommt, spricht man hingegen von sekundärer Sterilität. Infertilität hingegen betrifft nur die Frau und beschreibt den Fall, dass es zwar zu einer Schwangerschaft kommt, das Kind aber nicht bis zur Lebensreife ausgetragen werden kann, sondern es zu Fehlgeburten kommt.

Unsere Empfehlung: Sprecht über Unfruchtbarkeit!


Für gewisse Themen gibt es in unserer Gesellschaft leider (noch) keine Gesprächskultur. Unfruchtbarkeit, der unerfüllte Kinderwunsch und die Inanspruchnahme von ärztlicher Hilfe oder gar künstlicher Befruchtung gehören dazu. Dabei ist es ein Teufelskreis: Je weniger über ihre eigenen Fruchtbarkeitsprobleme reden, desto mehr Paare glauben, sie wären die einzigen in ihrem Umfeld – und schweigen ebenso.

Wie uns viele Patientinnen erzählen, würden sich Betroffene freuen, wenn sie Erfahrungsberichte hören könnten, oder sich untereinander austauschen könnten:

„Ich habe mir oft gewünscht, mich mit Frauen in einer ähnlichen Situation auszutauschen – ich weiß, dass Gefühle wie
Scham und Hilflosigkeit den Kinderwunschweg begleiten. Aber wenn ihr irgendwo in euch die Kraft und den Mut
findet, mit anderen über eure Geschichte zu sprechen, dann tut das. Das würde so vielen Frauen zeigen, dass man nicht allein ist.“ (
Nina)

Was sagen, wenn Betroffene über ihren unerfüllten Kinderwunsch reden?

Oft haben Betroffene zudem Angst vor fehlendem Verständnis und Mitgefühl sowie davor, ausgegrenzt zu werden. Schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft, die Menschen verurteilt, wenn sie etwas nicht erreichen (können), das in der Gesellschaft als angesehen und erstrebenswert gilt. Dazu gehört unter anderem der berufliche Erfolg, gutes Aussehen und eben auch die Tatsache, eine Familie zu haben. Daher liegt ein weiterer Grund, warum nicht über diese wichtigen Themen gesprochen wird, auch darin, dass das Umfeld oft nicht weiß, was es sagen soll. Das ist vollkommen verständlich – ungewollte Kinderlosigkeit wird eben viel zu selten thematisiert.

Aber meist geht es gar nicht darum, die richtigen Worte zu finden, sondern darum, dass jemand zuhört und das Gefühl vermittelt wird, dass die Betroffenen nicht weniger Frau oder Mann sind, wenn für den Kinderwunsch Hilfe bei Fachspezialisten eingeholt wird. Die WHO definiert die Unfruchtbarkeit als eine Erkrankung – und bei einer Erkrankung sollte man nicht die Identität in Frage stellen, sondern medizinische Hilfe beanspruchen.

Unser Fazit

Bleibt der Kinderwunsch für längere Zeit unerfüllt, ist es ratsam, möglichst bald einen Spezialisten aufzusuchen. Das gilt auch dann, wenn Paare bereits ein Kind bekommen haben und es beim zweiten einfach nicht klappen will, also im Falle von sekundärer Sterilität. Denn je länger gewartet wird, desto mehr nimmt die Fruchtbarkeit ab, was auch reproduktionsmedizinische Behandlungen erschweren kann. Mehr darüber kannst du in diesem Blogbeitrag lesen.

Damit die Hürde, sich an eine Kinderwunschklinik zu wenden, kleiner wird, ist ein offener und aufrichtiger Umgang mit den Themen Unfruchtbarkeit, unerfüllter Kinderwunsch und künstliche Befruchtung wichtig. Im privaten Umfeld darüber zu sprechen, ist ein erster Schritt auf den Weg zu einem offenen Dialog und dem Sichtbarwerden von Betroffenen. Denn es sind nicht wenige Paare, die an Unfruchtbarkeit leiden – und vor allem mit dem Gefühl, damit allein dazustehen. Und dabei kann die Reproduktionsmedizin mit ihren verschiedenen Therapiemöglichkeiten sehr vielen Paaren helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

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