Künstliche Befruchtung: Der Weg vom Kinderwunsch zum Kind

Der Ablauf im Überblick:

  1. Kinderwunsch bleibt erfolglos
  2. Der Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung
  3. Abklärung der möglichen Ursachen
  4. Durchführung einer künstlichen Befruchtung (Wahl der Befruchtungsmöglichkeit)

Wenn der Kinderwunsch erfolglos bleibt

Etwa für jedes 15. Paar in der westlichen Welt bleibt der Kinderwunsch ein unerfüllter Traum. Experten schätzen, dass rund drei Viertel dieser Kinderwunschpaare unbehandelt bleibt. In Österreich würde es sich damit um rund 30.000 Paare handeln.

Für viele Paare ist ein gewisses Maß an Geduld der Schlüssel zum Kinderglück. Durch zu langes Abwarten verschlechtern sich die Chancen auf eine erfolgreiche Kinderwunschtherapie jedoch; dies liegt daran, dass die Chancen auf eine Befruchtung der Eizellen mit steigendem Alter abnehmen. Frauen, die zwischen 25 und 35 Jahren sind, haben eine Chance von 70 Prozent, innerhalb eines Jahres schwanger zu werden; bei Frauen zwischen 35 und 40 Jahren sinkt diese Chance bereits auf 20 Prozent.

Der Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung

In den vergangenen Jahrzehnten konnte die Fortpflanzungsmedizin große Fortschritte machen. Sollte eine Schwangerschaft auf herkömmlichem Weg nicht möglich sein, gilt es vor einer künstlichen Befruchtung zunächst, die grundsätzlichen Gegebenheiten für eine Schwangerschaft zu prüfen. Hierzu zählen beispielsweise ein vorhandener Menstruationszyklus, eine ausreichende Samenqualität beim Mann, ein funktionierender hormoneller Regelkreis und das Ausschließen von chronischen oder akuten Infektionen, beispielsweise an den Eierstöcken oder der Gebärmutter. All dies lässt sich mit verschiedenen Untersuchungen prüfen.

Abklärung der Ursachen

In der Regel sind Gynäkologen und Allgemeinmediziner erste Ansprechpartner, wenn der Wunsch nach Kindern über einen längeren Zeitraum nicht gelingen will. Von einer Unfruchtbarkeit spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO, wenn die Frau bei regelmäßigem, ungeschütztem Sex innerhalb eines Jahres nicht schwanger wird. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte es darum gehen, die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch abzuklären. Diese Ursachen liegen zu 40 Prozent bei der Frau, zu 40 Prozent beim Mann und zu 20 Prozent bei beiden Partnern gleichermaßen.

Um die Ursachen diagnostizieren zu können, stehen verschiedene Basisuntersuchungen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Schwangerschaft zur Verfügung:

  • Eine umfangreiche Anamnese, bei der auch auf Zyklusstörungen oder Voroperationen geachtet wird.
  • Die Erstellung eines Hormonbefundes bei der Frau.
  • Eine Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit.
  • Die Erstellung eines Spermiogramms beim Mann.

Hormonelle Untersuchungen

Ein hormonelles Gleichgewicht im Körper ist eine sehr sensible Angelegenheit und häufig ein Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. Um den Status der Hormone herauszufinden, wird das Blut gezielt auf mögliche Störungen untersucht.

Zyklusbeobachtungen

Der weibliche Zyklus besteht aus mehreren Phasen. Störungen können in jeder dieser unterschiedlichen Phasen vorkommen. Entsprechend sollten Blut- und Ultraschalluntersuchungen am Anfang, in der Mitte und zum Ende des Zyklus durchgeführt werden.

Spermiogramm

Bei dieser Untersuchung werden Beweglichkeit und Anzahl der männlichen Spermien in der Samenflüssigkeit untersucht. Zusätzlich kommt es zu weiteren speziellen Funktionstests und zu einer Untersuchung hinsichtlich einer eventuellen Infektion – auch eine solche kann Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein.

Eileiterfunktionsprüfung

Möglicherweise liegt der Grund für den unerfüllten Kinderwunsch aber auch in einer mangelhaften Durchgängigkeit einer oder beider Eileiter. Um dies festzustellen, existieren verschiedene Methoden, beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung, die für die Patientin schmerzlos ist.

Durchführung einer künstlichen Befruchtung (Wahl der Befruchtungsmöglichkeit)

Zu den bekanntesten Methoden bei der künstlichen Befruchtung zählen die IVF- und die ICSI-Methode.

IVF-Methode

Die IVF-Methode setzt einen normalen Samenbefund beim Mann voraus. Es werden hierbei mehrere 100.000 Spermien zu jeweils einer Eizelle gegeben. Das beste Spermium kann sich dann den Weg in die Eizelle selbst suchen. Die konventionelle IVF-Methode ist im Rahmen einer künstlichen Befruchtung die erste Wahl.

ICSI-Methode

Bei dieser Methode wird gezielt ein Spermium ausgesucht, welches dann in die Eizelle gespritzt wird. Diese Methode ist daher besonders geeignet, wenn die Ursache für die Kinderlosigkeit in einem schlechten Samenbefund des Mannes zu suchen ist. Ein typisches Beispiel hierfür ist eine eingeschränkte Beweglichkeit der Spermien.

Die Erfolgschancen für beide Methoden der künstlichen Befruchtung liegen bei etwa 30 bis 40 Prozent, hängen aber auch von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa dem Lebensstil beider Partner (zum Beispiel Alkoholkonsum, Stress oder Übergewicht). Auch bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck können die Erfolgschancen beeinflussen.

Sollten diese Methoden nicht von Erfolg gekrönt sein, besteht die Möglichkeit einer Fremdsamenbefruchtung. Eine Kombination aus der Zuhilfenahme einer Samenbank und IVF gibt es in der Regel nicht; die Befruchtung erfolgt durch eine vaginale Besamung. Diese Methode ist seit dem 1. Januar 2015 auch für lesbische Paare in Österreich möglich. Alleinstehenden Frauen sind Eizell- und Samenspenden jedoch nach wie vor verboten.