Unerfüllter Kinderwunsch - Welche Möglichkeiten bietet die Reproduktionsmedizin?

Der Entschluss, ein gemeinsames Kind zu zeugen, ist für Paare ein Meilenstein in der Beziehung und im Leben. Das bedeutet allerdings nicht, dass sofort nach dem Absetzen der Verhütungsmittel eine Schwangerschaft eintritt, wenngleich das einige Paare glauben mögen. Paare sollten sich genügend Zeit geben, um sich nicht unter Druck zu setzen. Eine erfolgreiche Befruchtung braucht in der Regel zahlreiche Versuche. Paare, die länger als sechs Monate erfolglos versuchen schwanger zu werden, sollten einen Experten zu Rate ziehen. In einer kleinen Übersicht haben wir zusammengefasst, wie die Kinderwunschbehandlung abläuft und welche Möglichkeiten es für homo- und heterosexuelle Paare gibt, die Chancen auf eine Schwangerschaft mit medizinischer Hilfe zu erhöhen.  

Voraussetzungen für die Behandlung in der Kinderklinik   

Auch lesbische Paare haben in Österreich das Recht, Behandlungen in Kinderkliniken und Spendersamen in Anspruch zu nehmen. In vielen angrenzenden europäischen Ländern, wie Deutschland, dürfen Kinderkliniken keine lesbischen Paare behandeln. Ausnahmen bilden die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. In Österreich und in Deutschland kommen darüber hinaus nur Paare in festen Lebenspartnerschaften für eine Behandlung in der Kinderwunschklinik in Frage. Vor der Kinderwunschbehandlung führen die Fachärzte eine umfangreiche Anamnese beider Partner durch - die spätere Behandlung hängt von der individuellen Problematik ab. Die meisten Fachärzte bieten drei verschiedene Methoden zur Kinderwunschbehandlung an: 

 1. Hormonbehandlungen bei Zyklusproblemen   

Der Körper von gesunden Frauen im gebärfähigen Alter bereitet sich in jedem Zyklus auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Die Follikelbildung ist hormonell bedingt - Stress, ungesunde Ernährung und gesundheitliche Probleme können den Zyklus stören und so einer Schwangerschaft entgegenwirken. Sind die Eileiter der Frau normal entwickelt und die Zeugungsfähigkeit des Mannes uneingeschränkt, kann die gezielte Behandlung der Frau mit weiblichen und männlichen Sexualhormonen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft deutlich erhöhen. Diese Methode eignet sich vor allem bei Frauen, die alters- und krankheitsbedingt Zyklusstörungen aufweisen. 

 2. Insemination von gesunden Samen 

Können die Samenzellen den Eileiter nur schwer erreichen oder steht kein Mann für eine natürliche Befruchtung zur Verfügung, können gesunde Samen direkt in die Gebärmutterhöhle oder in den Eileiter geführt werden. Die Insemination wird meist ergänzend zur hormonellen Behandlung eingesetzt, um optimale Bedingungen für eine erfolgreiche Befruchtung zu schaffen. Paare, die Spendersamen nutzen möchten, sollten beachten, dass eine vollkommen anonyme Samenspende in Deutschland und Österreich derzeit nicht möglich ist. Daten über den biologischen Vater müssen für das Kind hinterlegt werden. 

 3. Gezielte Befruchtung außerhalb der Gebärmutter mit In-vitro-Fertilisation   

Zur Vorbereitung der In-vitro-Fertilisation (IVF) wendet der Facharzt meist eine Hormonbehandlung an. So können mehrere Eizellen produziert werden, die außerhalb der Gebärmutter in einer Petrischale mit dem Samen des Mannes zusammengeführt werden. Nach der erfolgreichen Fertilisation wird der junge Embryo in die Gebärmutter implantiert. Auch eine intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist so möglich. Das bedeutet, dass ein einzelnes Spermium selektiert und mit einer kleinen Nadel in das Ei injiziert wird. Der Selektion von Spermien ohne genetische Schäden dienen unterschiedliche Methoden. 

4. Morphologische Selektion und Halo-Test   

Die Fruchtbarkeit des Mannes hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Ähnlich wie bei Frauen können Stress und ungesunde Ernährung die Fruchtbarkeit einschränken. Die Anzahl gesunder Spermien nimmt durch solche Einflüsse ab. Die ICSI In-vitro-Fertilisation wird in den meisten Fällen zusammen mit morphologischen Untersuchungen und Halo-Untersuchungen durchgeführt. Bei der morphologischen Untersuchung wird ein passendes Spermium anhand von Größe, Form und Geschwindigkeit ausgewählt. Die Halo-Untersuchung dient der Erkennung der Schädigungen des Erbmaterials im Samen des Mannes. Kann der Samen nicht auf natürliche Weise in die Gebärmutter gelangen, ist die selektierte Spermieninjektion eine relativ kotengünstige und unkomplizierte Möglichkeit, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Dem gegenüber steht die Polkörperdiagnostik bei Paaren, die durch erblich bedingte Krankheiten vorbelastet sind oder bei denen schwere Fuchtbarkeitsstörungen eine Schwangerschaft erschweren. Dabei werden nach Möglichkeit mehrere Eizellen befruchtet und in die Gebärmutter injiziert.