Schonung oder weiter wie bisher? Das richtige Verhalten nach dem Embryotransfer

Nach dem Embryotransfer beginnt die entscheidende Phase, in der sich der Embryo hoffentlich in die Gebärmutterschleimhaut einnistet und es somit zu einer Schwangerschaft kommt. Dieser Prozess ist sensibel, und viele Frauen sind unsicher, wie sie sich verhalten sollten. Experte Dr. Josef Zech klärt auf und gibt Tipps.



 

Endlich ist es so weit und der letzte Schritt der künstlichen Befruchtung ist getan: Der Embryo wurde in die Gebärmutter übertragen. Nun heißt es, ca. 12-14 Tage warten, bis mit einem Schwangerschaftsbluttest eine verlässliche Aussage über den Erfolg der Behandlung getroffen werden kann.  Während dieser sensiblen Phase will jedes Kinderwunschpaar, vor allem aber die werdende Mutter, alles richtig machen, um die Einnistung keinesfalls zu gefährden. Um Unsicherheiten und Zweifel zu beseitigen, findest du hier alle notwendigen Informationen für das richtige Verhalten nach dem Embryotransfer.

Liegenbleiben nach Embryotransfer: Ist das wirklich notwendig?


Ein Embryotransfer ist der letzte und ebenfalls ein wichtiger Schritt zum Erfolg im Rahmen der IVF.  Er wird ohne Sedierung durchgeführt. Das bedeutet, dass die Frau weder nüchtern zum Termin kommen muss noch im Nachhinein wesentlich eingeschränkt ist. Auch das Autofahren ist kein Problem. Für viele Frauen mag es allerdings eigenartig erscheinen, direkt danach aufzustehen und dem Alltag weiter nachzugehen. Aus diesem Grund wird den Frauen manchmal empfohlen, sie sollen noch einige Minuten ruhig liegen bleiben. Allerdings dient diese Maßnahme mehr der Beruhigung der Kinderwunschpatientin, denn Studien haben mittlerweile gezeigt, dass das Liegenbleiben nach dem Embryotransfer keinen signifikanten Unterschied in der Erfolgsrate ausmacht.

Sport nach dem Embryotransfer: Was ist erlaubt?


Wenn du bei deiner sportlichen Aktivität außer Atem gerätst, dann ist dies immer ein Zeichen dafür, dass dein Körper zu wenig Sauerstoff erhält. Solche Situationen könnten sich, wenn sie öfter auftreten und über einen längeren Zeitraum erfolgen, schlecht auf die Entwicklung des Embryos auswirken.

Allerdings ist die Studienlage nicht eindeutig genug, um genaue Angaben über die Art, Dauer und Häufigkeit von Sport nach dem Embryotransfer geben zu können. Das liegt daran, dass die meisten Frauen nach einem Embryotransfer oder generell während einer Schwangerschaft überwiegend nur leichte körperliche Aktivität ausführen und aus diesem Grund nicht ausreichend Forschungsdaten vorliegen.  

Leichte Bewegung, wie zum Beispiel Spazierengehen oder das Praktizieren von Yoga, ist aber empfohlen. Dadurch wird nämlich die Durchblutung gefördert, ohne den Körper zu belasten. Allerdings wurde herausgefunden, dass ein aktiver Lebensstil im Jahr vor der IVF einen positiven Einfluss auf das Behandlungsergebnis haben kann. Wir raten dir hier vor allem dazu, auf den eigenen Körper zu hören und bei Beschwerden stets lieber eine Pause von solchen Aktivitäten einzulegen.

Stressreduktion und emotionale Gesundheit nach dem Embryotransfer: Worauf sollte geachtet werden?


Zwar besteht ein anerkannter Zusammenhang zwischen Stress und Unfruchtbarkeit, allerdings ist sich die Forschung noch uneins, was Ursache und Wirkung angeht. Während Unfruchtbarkeit Stress erzeugt, ist noch nicht eindeutig bewiesen, dass Stress oder emotionale Belastungen die Entstehung einer Schwangerschaft erschweren.

Dennoch ist der Konsens, dass der effektive Umgang mit solchen Zuständen entscheidend ist, um die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft zu verbessern. Denn die mentale und emotionale Gesundheit wirkt sich stets auf den gesamten Körper aus, weshalb diese niemals ignoriert werden darf. Außerdem neigen Menschen, die unter Stress oder einer emotionalen Belastung leiden, eher zu ungesunden Gewohnheiten, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können, z.B. erhöhter Alkohol- oder Nikotinkonsum.


Daher solltest du auch nach dem Embryotransfer gut auf dich achten und das tun, was dich entschleunigt, wie zum Beispiel Spazierengehen, Lesen, angenehme Musik hören oder Zeit mit deinen Liebsten verbringen. Wenn du zu Depressionen oder Angstattacken neigst, dann solltest du das mit deinen behandelnden ÄrztInnen besprechen, um für die sensible Phase nach dem Embryotransfer gegebenenfalls psychologische Unterstützung zu erhalten. Und auch wenn dir nicht danach ist, versuche in solchen Situationen gelegentlich ein bewusstes Lächeln für mindestens 2 Minuten. Das erhöht die Ausschüttung von Glückshormonen und könnte deine Stimmung wieder verbessern. Auch beruhigende Atemtechniken können sich sehr positiv auswirken.

Häufig wird betroffenen Frauen vorgeworfen, dass sie sich zu sehr in die Thematik Kinderwunsch hineinsteigern und sozusagen selbst schuld wären, dass es nicht funktioniert. Hierzu kann ich dich beruhigen.

Die Vereinigung von Samenzellen mit Eizellen kann durch ein sich Hineinsteigern auf keinen Fall verhindert werden. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass bei diesem sehr komplexen Prozess physiologische Abläufe gestört sind, welche es gilt zu finden und zu therapieren, aber dies ist die Aufgabe von Ärzten und Therapeuten. Mach dir deshalb nicht zusätzlichen Stress!

Die richtige Ernährung nach dem Embryotransfer


Eine gesunde, ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle beim Schwanger werden und somit auch nach dem Embryotransfer. Eine gute Flüssigkeitsversorgung hat höchste Priorität und eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Proteinen bietet dem Körper die besten Voraussetzungen, um eine erfolgreiche Einnistung zu fördern. Frittierte Speisen, zuckerhaltige Getränke, übermäßiger Koffeinkonsum, Fast Food sowie Fertiggerichte und natürlich Alkohol sollten unbedingt vermieden werden. Ausführliche Informationen findest du in unserem Artikel Ernährung bei Kinderwunsch und förderliche Lebensweise.

Sollte nach dem Embryotransfer auf Sex verzichtet werden?


Wenn keine medizinischen oder individuellen Risikofaktoren vorliegen, gibt es keinen wissenschaftlich belegten Grund, nach einem Embryotransfer generell auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. Viele Studien zeigen, dass moderate körperliche Aktivität oder Sex keinen negativen Einfluss auf die Einnistung oder den Verlauf der Schwangerschaft hat. Hierzu ist es allerdings ratsam, mit den behandelnden ÄrztInnen zu sprechen, auch wenn es manchmal aus Schamgefühlen heraus schwerfällt.

Wann sollte der Arzt bzw. die Ärztin konsultiert werden?


Während der Tage nach dem Embryotransfer ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten. Sollten Symptome wie starke Bauchschmerzen, stärkere Blutungen oder Fieber auftreten, ist es ratsam, sich umgehend ärztliche Hilfe zu holen. Diese Anzeichen können auf Komplikationen hindeuten, die eine medizinische Abklärung erfordern. Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal mehr beim Arzt oder der Ärztin nachfragen, um Sicherheit zu gewinnen.

Fazit: Das richtige Verhalten nach dem Embryotransfer

 

Zusammengefasst ist der Schlüssel nach einem Embryotransfer die Balance zwischen Schonung und Alltag. Wenn keine medizinischen Gründe für ein spezielles Verhalten vorliegen, dann ist es nicht nötig, sich komplett zu schonen, aber übermäßige körperliche Belastungen und Anstrengungen sollten vermieden werden. Leichte Aktivitäten und eine gesunde Ernährung tragen dazu bei, optimale Bedingungen für die Einnistung des Embryos zu schaffen.

Da jede Patientin und ihre Kinderwunschreise einzigartig sind, solltest du in jedem Fall den Empfehlungen deiner behandelnden ÄrztInnen Folge leisten und natürlich die dir verschriebenen Medikamente sorgfältig einnehmen. Achte auf deinen Körper und zögere nicht, bei Unsicherheiten nachzufragen.

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