Alkohol und Kinderwunsch


Jeder weiß, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft absolut tabu ist. Doch auch Paare mit Kinderwunsch sollten Alkohol unbedingt vermeiden. Nicht nur, weil das Genussmittel die Gesundheit der werdenden Eltern negativ beeinflussen kann, sondern vor allem, um das Kind vor gesundheitlichen Schäden zu schützen. Bereits vor der Befruchtung spielen Schäden, die durch Alkohol an Eizellen und Samenzellen verursacht werden, eine wichtige Rolle für die zukünftige Gesundheit des Kindes.

Kinderwunsch, Alkohol und der weibliche Zyklus

Ärzte sind sich einig, dass bei Kinderwunsch auf einige Genussmittel, wie z.B. auf Rauchen und Alkohol verzichtet werden soll. Inwiefern und welche Mengen von Alkohol den weiblichen Zyklus beeinflusst, lässt sich allerdings aufgrund widersprüchlicher Forschungsergebnisse nicht klar beantworten.

So konnte eine Studie aus dem Jahr 2015 keine kurzfristigen Auswirkungen von moderatem Alkoholkonsum auf den Zyklus der Frau nachweisen. Allerdings wurde pro alkoholischem Getränk ein Anstieg der für den Kinderwunsch wichtigen Hormone wie Östrogen, Testosteron und LH entdeckt. Und wie wir bereits ins unserem Blogartikel über den Zyklus der Frau geschrieben haben, können Hormonschwankungen den Zyklus stören und damit einen Schwangerschaftseintritt verhindern. Außerdem wurden in der Studie die langfristigen Auswirkungen von Alkohol auf Kinderwunsch bzw. auf den weiblichen Zyklus nicht untersucht.

Eine Studie aus dem Jahr 2021 hingegen konnte eine verringerte Fruchtbarkeit durch Alkohol nachweisen. Das gilt vor allem für Frauen mit einem hohen Alkoholkonsum (mehr als 6 Getränke die Woche), aber auch für jene mit moderatem Alkoholkonsum (3 bis 6 Drinks die Woche). Diese Studie steht allerdings unter Kritik, da sie auf Selbstaussagen der Teilnehmerinnen basiert und andere Faktoren, wie beispielsweise den Alkoholkonsum des Mannes, nicht berücksichtigt hat.

Kinderwunsch und Alkohol beim Mann

Eine dänische Studie aus dem Jahr 2016 hat sich mit Alkohol und Fruchtbarkeit des Mannes auseinandergesetzt. Es wurde belegt, dass bereits fünf Flaschen Bier in der Woche Auswirkungen auf die Spermienanzahl und -qualität hat. Je mehr und je häufiger die jungen Teilnehmer der Studie Alkohol getrunken haben, desto weniger Spermien und auch weniger qualitativ hochwertige Samenzellen hatten sie.

Die Studie steht zwar ebenso in Kritik, andere Umstände außer Alkohol nicht in Betracht gezogen zu haben, trotzdem liefert sie eindeutige Hinweise darauf, dass Westeuropäer sehr viel Alkohol konsumieren und ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und schlechter Spermienqualität herrscht. Allerdings konnte nicht geklärt werden, ab welcher Menge die Spermienqualität beeinträchtigt wird.

Alkohol bei Kinderwunsch steigert Herzfehler-Risiko

Eindeutig wissenschaftlich belegt ist allerdings das hohe Risiko eines Herzfehlers beim Kind durch Alkoholkonsum beider Elternteile. Das Trinken von Alkohol schon drei Monate vor der Zeugung erhöht die Gefahr einer angeborenen Herzerkrankung beim zukünftigen Kind um 44 Prozent. Für diese Studie aus dem Jahr 2019 wurden übrigens 52 Fall-Kontroll-Studien aus Asien, Nordamerika, Europa und Ozeanien untersucht. Verglichen wurde dabei der Alkoholkonsum von Eltern und mehr als 41.000 Babys mit angeborener Herzkrankheit zu knapp 300.000 gesunden Babys.

Fazit zu Alkohol und Kinderwunsch

Welche Menge an Alkohol die weibliche und männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigt, ist zwar (noch) nicht bekannt, allerdings sind sich Forscher einig, dass sich jegliche Form von Alkohol jedenfalls negativ darauf auswirkt. Deshalb und vor allem aufgrund der möglichen gesundheitlichen Gefahr für das Kind, raten wir dringendst dazu, bei Kinderwunsch auf Alkohol komplett zu verzichten – am besten schon mehrere Monate vor der Familienplanung. So wird auch die Gefahr verringert, dass die Frau während einer nicht entdeckten Schwangerschaft Alkohol konsumiert und damit das Kind in Gefahr bringt.

Neben Wachstums- und Entwicklungsstörungen sowie Fehlgeburten kann Alkoholkonsum nämlich auch zum Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) führen, wobei Kinder nicht nur unter körperlichen Entwicklungsstörungen leiden, sondern auch in ihrem Verhalten auffällig sind. Unseren Patientenpaaren empfehlen wir jedenfalls nachdrücklich Alkoholabstinenz, um die Chance eines jeden Versuchs der künstlichen Befruchtung maximal zu steigern.

Quellen & weiterführende Artikel

 

Burd et al. (2007): Congenital heart defects and fetal alcohol spectrum disorders.

Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1747-0803.2007.00105.x

 

Jensen et. al. (2014): Habitual alcohol consumption associated with reduced semen quality and changes in reproductive hormones; a cross-sectional study among 1221 young Danish men.

Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25277121/

 

Mikkelsen et. al. (2016): Alcohol consumption and fecundability: prospective Danish cohort study.

Link: https://www.bmj.com/content/354/bmj.i4262

 

Schliep et. al. (2015): Alcohol intake, reproductive hormones, and menstrual cycle function: a prospective cohort study.

Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26289438/

 

Taylor et. al. (2021): The association between alcohol intake and fecundability during menstrual cycle phases.

Link: https://academic.oup.com/humrep/article/36/9/2538/6294415

 

Zhang et al. (2019): Parental alcohol consumption and the risk of congenital heart diseases in offspring: An updated systematic review and meta-analysis.

Link: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/2047487319874530

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