Darmbakterien als Schutz vor PFAS-Ewigkeitschemikalien

18. September 2025

Darmmikroben könnten „Ewigkeitschemikalien“ aus dem Körper spülen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Cambridge unter Leitung von Dr. Kiran Patil. Erfahre, wie dieser natürliche Schutz wirken kann und was das für deinen Kinderwunsch bedeutet.


Das Wichtigste in Kürze  

  • Forschende der Universität Cambridge haben entdeckt: Bestimmte Darmbakterien können PFAS („Ewigkeitschemikalien“) binden und ausscheiden. 

  • Darmbakterien könnten einen natürlichen Schutz gegen diese Schadstoffe bieten. 

  • Sie stehen im Verdacht, Fruchtbarkeitsprobleme, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen. 

  • PFAS sind langlebige Umweltgifte, die sich im Körper anreichern. 

Was sind PFAS und warum sind sie schädlich? 

Umgangssprachlich auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet, sind PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) synthetische Chemikalien, die sich in der Umwelt anreichern und sich kaum oder gar nicht abbauen. Nicht nur belasten sie dadurch unsere Umwelt enorm, sie können sich auch im menschlichen Körper anreichern und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Sie können unter anderem das Krebsrisiko erhöhen sowie Fruchtbarkeitsprobleme auslösen. Welche Auswirkungen Schadstoffe auf die Fruchtbarkeit haben, wurde von uns bereits in einem anderen Blogartikel abgehandelt. 

Aufgrund ihrer Eigenschaften wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie hitze- und säurestabil zu sein, werden PFAS in einer Vielzahl an Alltagsprodukten eingesetzt wie zum Beispiel: 

  • Fettabweisende Lebensmittelverpackungen  
  • Antihaft-Beschichtung bei Pfannen, Raclette-Geräten, Backformen, Waffeleisen etc. 
  • Funktionskleidung (z.B. wasserabweisende Regenjacken oder Hosen) 
  • Imprägnierung bzw. zum Schutz vor Flecken und Verschmutzungen auf Polstermöbel, Teppichen etc. 
  • Reifen (Auto, Fahrrad, etc.) 

PFAS gelangen über verschiedene Wege in die Umwelt und unsere Nahrung, z.B. über Produktionsprozesse, Verwendung der PFAS-haltigen Produkte oder unsachgemäße Entsorgung.  

Wie Darmbakterien PFAS aus dem Körper filtern

Bestimmte Darmbakterien wirken wie biologische Filter für Schadstoffe. Besonders aufgefallen sind die Bakterien Faecalibacterium prausnitzii und Bacteroides uniformis, welche PFAS sogar bis zum 50-Fachen der eigenen Konzentration aufnehmen können.

In Laborexperimenten identifizierten Forschende insgesamt 38 verschiedene Bakterienstämme im menschlichen Darm, die in der Lage sind, diese Ewigkeitschemikalien zu binden und über den Stuhl auszuscheiden.

Der Vorgang läuft erstaunlich schnell ab: Bereits wenige Minuten nach Kontakt lagern die Bakterien PFAS in kleinen, schützenden „Speicherpaketen“ innerhalb ihrer Zellen ein und bleiben dabei bemerkenswerterweise voll funktionsfähig.  

Das Besondere: Selbst wenn die PFAS-Belastung steigt, lassen die Bakterien in ihrer Arbeit nicht nach. Sie können konstant zwischen 25 % und 74 % der vorhandenen Schadstoffe aus dem direkten Umfeld entfernen und das sogar noch effizienter, wenn die Belastung zunimmt.

Probiotika-Forschung gegen PFAS

Die Entdeckung der „PFAS-fressenden“ Darmbakterien hat ein neues Forschungsfeld eröffnet: gezielte Probiotika, die unsere natürlichen Schutzmechanismen gegen diese Schadstoffe verstärken könnten. Die Idee dahinter: Bestimmte Bakterienstämme gezielt in den Darm einzubringen, damit sie PFAS binden und aus dem Körper schleusen – ähnlich wie es bereits im Labor nachgewiesen wurde. Dabei ist allerdings wichtig zu erwähnen, dass es sich bisher nur um Tierversuche handelt. Trotzdem eröffnen die Informationen neue Perspektiven. 

Daher gehen Dr. Kiran Patil und sein Forschungsteam diesen Ansatz aktiv an. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hat er das Start-up Cambiotics gegründet. Ziel ist es, eine sichere, biologische Lösung für eines der hartnäckigsten Umweltprobleme unserer Zeit zu entwickeln – und damit langfristig auch Risiken für Gesundheit und Fruchtbarkeit zu verringern. 

Fazit: Was bedeutet das für den Kinderwunsch?

Nicht nur für Paare mit Kinderwunsch kann die Vorstellung, dass winzige Darmbakterien helfen, schädliche Ewigkeitschemikalien wie PFAS aus dem Körper zu entfernen, neue Hoffnung geben. 

Auch wenn die bisherigen Ergebnisse aus Tierversuchen mit „humanisierten“ Mäusen stammen und der Effekt beim Menschen erst noch bestätigt werden muss, zeigen sie eine spannende Perspektive:

Unser eigenes Mikrobiom könnte eines Tages ein natürlicher Verbündeter gegen Umweltgifte werden – und damit auch unsere Fruchtbarkeit schützen.

Bis dahin lohnt es sich, dem Darm schon heute etwas Gutes zu tun: eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Ernährung, möglichst wenig stark verarbeitete Produkte, ein bewusster Umgang mit Antibiotika und das Meiden unnötiger PFAS-Quellen im Alltag.

Denn jede kleine Reduzierung von Schadstoffen kann einen positiven Beitrag für die Gesundheit – und eben auch für den Kinderwunsch – leisten. Leckere Rezepte speziell für die Kinderwunschzeit und für einen gesunden Aufbau deines Darmmikrobioms findest du übrigens in unserem Kochbuch „Little Big Hope“.

Gut zu wissen