So hilfst du deinem Mikrobiom durch Ernährung bei Kinderwunsch


Immer mehr Forschungen zeigen: Bestimmte Bakterien im Mikrobiom können nicht nur die Fruchtbarkeit fördern, sondern auch unser seelisches Gleichgewicht stärken. Und gerade in der oft belastenden Zeit des Kinderwunsches kann das ein wichtiger Schlüssel sein. 


Kurzfassung: die 5 wichtigsten Erkenntnisse zu Mikrobiom & Kinderwunsch
 

  1. Mehr als Hormone und Eizellen: Das Mikrobiom – also die Gesamtheit unserer „guten“ Bakterien – spielt eine zentrale Rolle für die Fruchtbarkeit, die Hormonregulation und das seelische Gleichgewicht. 

  2. Drei Körperregionen sind entscheidend: Die Bakterienbesiedlung in Scheide, Darm und Gebärmutterschleimhaut beeinflusst, wie gut Einnistung und Schwangerschaft gelingen, besonders durch den Schutzmechanismus der Lactobazillen. 

  3. Probiotika & Co. gezielt einsetzen: Studien zeigen: Probiotika, Präbiotika und Synbiotika können helfen, das Mikrobiom auszugleichen, etwa nach der Einnahme von Antibiotika oder bei wiederholtem Einnistungsversagen. 

  4. Hormone & Psyche im Zusammenspiel: Über die Darm-Hirn-Achse beeinflusst das Mikrobiom auch Stress, Stimmung und Schlaf – Faktoren, die gerade in der Kinderwunschzeit wichtig und belastend sein können. 

  5. Natürlich unterstützen: Eine darmfreundliche, probiotische Ernährung kann das Mikrobiom stärken und so die Chancen auf eine Schwangerschaft sanft, aber wirkungsvoll erhöhen. 

Wenn Paare sich ein Baby wünschen, denken viele zuerst an Hormone, Eizellen oder Spermien. Doch ein oft unterschätzter Faktor spielt eine viel größere Rolle, als man glaubt: unser Mikrobiom – also die riesige Gemeinschaft von Mikroorganismen, die in unserem Körper lebt. 

Welche Mikrobiome beeinflussen die Fruchtbarkeit besonders?

Besonders drei Orte und ihre Bakterienbesiedlung im Körper haben Einfluss auf die Fruchtbarkeit: die Scheide, der Darm und die Gebärmutterschleimhaut. 

Das Scheiden-Mikrobiom (vaginales Mikrobiom)

Hier leben überwiegend „gute“ Milchsäurebakterien – sogenannte Lactobazillen. Diese sorgen für ein saures Milieu mit niedrigem pH-Wert, das Spermien schützt und krankmachende Keime fernhält. Ist das Gleichgewicht gestört (z. B. durch Infektionen, Stress oder hormonelle Schwankungen), spricht man von einer Dysbiose. Dann steigt der pH-Wert, schädliche Bakterien können sich ausbreiten und das erschwert den Weg der Spermien zur Eizelle. In einem eigenen Blogartikel kannst du mehr über das vaginale Mikrobiom lesen. 

Das Darmmikrobiom (intestinales Mikrobiom)

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung zuständig – er beeinflusst auch Hormone, das Immunsystem und den Östrogenstoffwechsel. Bei einem Ungleichgewicht im Darm (z. B. durch Antibiotika, Zuckerüberschuss oder Dauerstress) können sich Entzündungen entwickeln, die wiederum den Hormonhaushalt und damit auch die Fruchtbarkeit stören. Besonders bekannt: das sogenannte Estrobolom – eine Bakteriengruppe im Darm, die den Östrogenspiegel mit beeinflussen. Wie stark dieser Einfluss ist, ist allerdings von Frau zu Frau verschieden. 

Das Mikrobiom der Gebärmutterschleimhaut (endometriales Mikrobiom)

Auch in der Gebärmutter gibt es eine bakterielle Besiedlung – und auch hier sind Lactobazillen besonders erwünscht. Studien zeigen: Wenn in der Schleimhaut der Gebärmutter zu wenig dieser „guten“ Bakterien vorhanden sind, kann es bei künstlicher Befruchtung (IVF) häufiger zu Einnistungsproblemen kommen. Ein ausgeglichenes Mikrobiom erhöht also die Chancen, dass sich eine befruchtete Eizelle erfolgreich einnistet. 

Probiotika, Präbiotika, Synbiotika – was steckt dahinter?

Vielleicht hast du diese Begriffe schon einmal gehört, aber was genau bedeutet das alles? Hier ein kurzer Überblick: 

Probiotika 

Das sind lebende „gute“ Bakterien, die wir entweder über die Nahrung oder über spezielle Präparate aufnehmen. Diese Mikroben können sich im Darm, in der Scheide, in der Gebärmutterschleimhaut, auf der Haut, in der Mundhöhle, in den Atemwegen und sogar in den Harnwegen ansiedeln – und helfen dort unserem Immunsystem, der Schleimhautgesundheit und der Entzündungsregulation. 

Beispiele für hilfreiche Bakterienarten: 

  • Lactobacillus crispatus, L. gasseri → besonders wichtig in der Scheide und im Endometrium 
  • Lactobacillus rhamnosus, Bifidobacterium longum → für einen gesunden Darm 

Gut zu wissen: Studien zeigen, dass vor allem Lactobacillus crispatus mit höheren Schwangerschaftsraten in Verbindung steht. 

Präbiotika 

Präbiotika sind das Lieblingsfutter für unsere guten Bakterien. Dabei handelt es sich um Ballaststoffe, die wir selbst nicht verdauen können, dafür aber unsere Mikroben. So helfen wir ihnen, sich zu vermehren und ihre positiven Effekte zu entfalten. 

Beispiele für präbiotische Stoffe: 

  • Inulin 
  • Fructooligosaccharide (FOS) 
  • resistente Stärke 

Synbiotika 

Hier steckt das Beste aus beiden Welten drin: Probiotika + Präbiotika in einem Präparat. Diese Kombination sorgt dafür, dass die guten Bakterien nicht nur zugeführt, sondern auch gleich optimal ernährt werden. Besonders sinnvoll sind Synbiotika nach einer Antibiotikatherapie oder bei Problemen mit dem Scheiden- oder Darmmikrobiom. 

Probiotika & Fruchtbarkeit – was sagt die Forschung? 

  • Ein Scheiden- oder Gebärmutter-Mikrobiom mit zu wenigen Laktobazillen kann die Einnistung und eine Schwangerschaft erschweren.  
  • Synbiotische Präparate (also Probiotika + Präbiotika) können nach Antibiotikatherapien das natürliche Mikrobiom deutlich schneller wieder aufbauen als Probiotika allein. 
  • Bestimmte Bakterien wie Bifidobakterien oder Lactobazillen können sogar das Stresshormon Cortisol senken – ein schöner Nebeneffekt in der oft nervenaufreibenden Kinderwunschzeit. 
  • Es gibt Hinweise, dass eine Ernährung mit fermentierten Lebensmitteln, Ballaststoffen und Probiotika besonders hilfreich sein kann – zum Beispiel bei PCOS, Endometriose oder wiederholtem Einnistungsversagen. 

Was bedeutet das für Frauen mit Kinderwunsch?

Gerade wenn der Kinderwunsch noch unerfüllt ist, stehen viele Paare unter großem psychischem Druck. Ängste, Enttäuschungen oder chronischer Stress können 

  • den Zyklus und die Hormonregulation durcheinanderbringen, 
  • das Immunsystem schwächen und 
  • das seelische Gleichgewicht belasten. 

Ein gesundes Mikrobiom kann hier eine wichtige Rolle spielen. Denn eine Dysbiose – also ein Ungleichgewicht der Bakterien – kann über die Darm-Hirn-Achse sogar zu Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen oder hormonellen Störungen beitragen. 

Der geheime Draht zwischen Darm, Hormonen und Psyche

Vielleicht hast du schon mal vom Bauchhirn gehört? Tatsächlich gibt es eine enge Verbindung zwischen unserem Gehirn (Zentrales Nervensystem), dem Nervensystem im Darm (Enterisches Nervensystem), unserem Immunsystem und dem Mikrobiom selbst. 

Diese Kommunikation läuft über Botenstoffe wie Serotonin oder Dopamin, Immunfaktoren und sogar über den Vagusnerv. Unglaublich, aber wahr: Etwa 90 % des Glückshormons Serotonin wird im Darm gebildet! Kein Wunder also, dass unser Bauch unsere Stimmung beeinflusst – und umgekehrt. 

Wie kann man das Mikrobiom testen?

Sowohl das vaginale, intestinale als auch endometriale Mikrobiom kann per einfachen Standardmethoden wie einem Abstrich unter dem Mikroskop oder einer klassischen Bakterienkultur untersucht werden. Noch genauer sind fortgeschrittenere Analyseverfahren wie PCR (gezielter Bakteriennachweis durch Schnelltest), 16S-rRNA-Sequenzierung (Bakterienvielfalt-Test) oder Next-Generation-Sequenzierung (komplette Mikrobiomanalyse), die ein präzises Bild über die vorhandenen Bakterienarten und eventuelle Dysbiosen liefern.  

Diese Tests werden meist über einen Scheidenabstrich, eine Gebärmutterbiopsie oder eine Stuhlprobe durchgeführt – oft durch Gynäkolog:innen, Wahlärzt:innen oder spezialisierte Labore. Die Kosten können variieren und werden in Österreich nicht immer von der Krankenkasse übernommen. Sinnvoll kann ein solcher Test beispielsweise nach wiederholten Infektionen, Antibiotika-Einnahme, unerfülltem Kinderwunsch oder ungeschütztem Sex mit wechselnden Partner:innen sein. 

Wichtig: Die Ergebnisse müssen unbedingt mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer geschulten Fachperson besprochen werden. Denn nur mit einer passenden Auswertung lässt sich wirklich gezielt entscheiden, ob das Mikrobiom z. B. mit Pro-, Prä- oder Synbiotika unterstützen werden sollte.  

Fazit zu Mikrobiom und Kinderwunsch

Unser Mikrobiom kann weit mehr als nur bei der Verdauung helfen. Es wirkt auf unsere Hormone, unser Immunsystem und sogar auf unsere Gefühle. Für Paare mit Kinderwunsch kann eine gezielte Unterstützung durch Pro-, Prä- oder Synbiotika sowie eine ausgewogene Ernährung eine sanfte, natürliche Hilfe sein – für Körper und Seele

Wichtig ist: Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Mikrobiom. Wenn der Kinderwunsch bisher unerfüllt geblieben ist, lohnt sich eine persönliche Beratung bei Fachexperten wie Reproduktionsmediziner:innen oder Ernährungsberater:innen. 

Ernährung: So unterstützt du dein Mikrobiom

Durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung kannst du dein Mikrobiom tatkräftig unterstützen. Hier ein paar Lebensmittel, mit denen du täglich deine guten Bakterien füttern kannst: 


Lebensmittel mit Probiotika:

  • Kefir (Milch oder Wasser) 
  • Naturjoghurt mit aktiven Kulturen 
  • Rohes Sauerkraut oder Kimchi 
  • Kombucha (Achtung: In der Schwangerschaft wegen möglichem Alkoholgehalt besser meiden!) 
  • Tempeh 
  • Miso 


Lebensmittel mit Präbiotika:

  • Haferflocken 
  • Vollkornbrot 
  • Zwiebeln 
  • Knoblauch
  • Lauch 
  • Chicorée 
  • Topinambur
  • Grüne Bananen 


Frühstücksidee für dein Mikrobiom 

Ein Beispiel für ein schnelles, leckeres und synbiotisches Frühstück: 

  • Naturjoghurt (Probiotikum) 
  • Haferflocken + Banane (Präbiotikum) 
  • 1 TL Leinsamen (Präbiotikum) 
  • ein Schuss Kefir (Probiotikum) 

Damit tust du nicht nur deinem Darm, sondern auch deinen Hormonen und deinem Immunsystem etwas Gutes! 

Noch mehr leckere Rezepte speziell für die Kinderwunschzeit findest du übrigens in unserem Kochbuch „Little Big Hope

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