
Ursachen für Unfruchtbarkeit
Von einer sterilen Partnerschaft spricht man erst, wenn sich auch nach zwölf Monaten mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Verhütung kein Kind ankündigt. Die Ursachen dafür können sehr vielfältig sein und sollten von Spezialisten untersucht werden. Statistisch gesehen liegen die Ursachen bei etwa 30 bis 40 Prozent der Paare beim Mann, bei 30 bis 40 Prozent bei der Frau und bei 15 Prozent bei beiden Partnern. Bei den übrigen Paaren, die auf Nachwuchs warten, lässt sich keine erkennbare Ursache finden.
Ursachen, die bei der Frau liegen
Komplexe Vorgänge mit vielen beteiligten Hormonen sorgen dafür, dass der Zyklus der Frau funktioniert. Die Schilddrüse steuert den Hormonhaushalt der Frau, sodass jeden Monat Eizellen produziert werden und auf Wanderschaft in den Eileiter gehen. Ist der Hormonhaushalt durch eine Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion oder andere Gründe gestört, so kann es zu Problemen bei der Fruchtbarkeit kommen.
Ein häufiger Grund, warum keine Schwangerschaft eintritt, ist eine gestörte Eizellreifung aufgrund einer hormonellen Fehlfunktion in den Eierstöcken. Darunter können auch der Eisprung und die Bildung des Gelbkörper-Hormons leiden. Des Weiteren leiden viele Frauen - oft ohne es zu wissen - nach Entzündungen durch Operationen oder spontane Wucherungen an verschlossenen oder verklebten Eileitern, was den Weg der Eizelle erschwert.
Eine häufige Ursache bei der Frau ist auch die Endometriose, also Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Wachsen gutartige, tumorartige Myome in der Gebärmutter, wird eine Schwangerschaft ebenfalls unwahrscheinlich oder unmöglich. Auch individuelle Fehlbildungen an den Fortpflanzungsorganen können zu Problemen führen.
Starkes Über- oder Untergewicht haben ebenfalls Auswirkungen auf den Hormonhaushalt der Frau und können sich auf einen Kinderwunsch negativ auswirken. Selten sind immunologische Gründe, also Antikörper gegen Eizellen oder Spermien die Ursache für die ausbleibende Schwangerschaft.
Ursachen, die beim Mann liegen
Reproduktionsmediziner sprechen davon, dass die Spermienqualität bei Männern seit Jahrzehnten kontinuierlich sinkt. Die Gründe für den Mangel an einer ausreichenden Menge an normal geformten und gut beweglichen Spermien sind vielfältig und reichen von Krankheiten in der Kindheit über Hormonstörungen bis zu Krampfadern, Hodenhochstand und Diabetes.
Auch Aspekte der Lebensführung wie ein erhöhter Stresspegel, ein hoher Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Umweltbelastungen können negative Auswirkungen auf die Spermienproduktion haben.
In manchen Fällen hapert es nicht an der Spermienproduktion, sondern am Transport durch den Samenleiter, der aufgrund verklebter oder fehlgebildeter Nebenhodengänge blockiert sein kann.
Altersbedingte Ursachen
Die Ursache für viele dieser Probleme, die in Kinderlosigkeit münden können, sehen Mediziner auch im fortgeschrittenen Alter ihrer Patienten. Während es vor einigen Jahrzehnten noch normal war, vor dem 30. Geburtstag Kinder zu bekommen, gehen viele Menschen mit Kinderwunsch heute bereits auf die 40 zu oder haben diese Zahl überschritten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit sowohl bei Frauen als auch bei Männern ab - und andere körperliche Probleme treten vermehrt auf.
Ursachen, die in den Genen liegen
Eine weitere Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit kann nicht durch Gynäkologen oder Reproduktionsmediziner herausgefunden werden, sondern nur durch eine humangenetische Untersuchung. Mit einer Blutprobe kann im Labor geprüft werden, ob eine normale chromosomale Verteilung bei beiden Partnern vorliegt.
In seltenen Fällen liegen bei Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch sogenannte balanzierte Translationen vor. Das heißt, ein Teil eines Chromosoms liegt nicht dort, wo es liegen soll. Das hat für den Patienten zwar keine direkten Auswirkungen, kann bei seinen Nachkommen aber zu wiederholten Fehlgeburten, Totgeburten oder schweren Behinderungen führen.
Ursachen, die durch Untersuchungen nicht zu erklären sind
In wenigen Fällen (ca. zehn Prozent) kann die Medizin nicht erklären, warum die gewünschte Schwangerschaft ausbleibt. Während sich unter Laien die Annahme ausgebreitet hat, seelischer Stress könne ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch sein, sind viele Mediziner anderer Meinung. Solange sich der Stress nicht auf hormonelle Vorgänge im Körper auswirke, seien psychische Vorgänge bei der Zeugung unerheblich. Dennoch kann es nicht schaden, auch in Zeiten großer Anspannung an der eigenen Gelassenheit zu arbeiten - das macht die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches zumindest erträglicher, wenn es auch nicht zum Nachwuchs führt.