Warum werden Hormonuntersuchungen bei einem unerfüllten Kinderwunsch durchgeführt?

Jedes Jahr suchen in Österreich zahlreiche Frauen aufgrund eines Kinderwunsches ärztlichen Rat. Obwohl die Zeugungsschwierigkeiten in vielen Fällen durch das Umstellen bestimmter Lebensgewohnheiten effektiv angegangen werden können, liegen ihnen teilweise körperliche Ursachen zugrunde. Ein erfahrener Arzt führt deshalb einige Untersuchungen und Tests durch, um den gesundheitlichen Zustand des Paares genau beurteilen zu können. Dazu gehören in der Regel auch mehrere Hormonuntersuchungen, die mit der Abgabe von Blut- und Urinproben verbunden sind. Dabei fragen sich viele junge Frauen, warum diese Tests notwendig sind. Aus diesem Grund erfahren Sie nachfolgend, welche Hormonuntersuchungen ein Arzt bei Zeugungsproblemen anordnet. 

Die Prolaktinuntersuchung 

Ein Prolaktintest wird in der Regel angeordnet, wenn dem Arzt neben den Zeugungsschwierigkeiten ebenfalls von Zyklusunregelmäßigkeiten berichtet wird. Darüber hinaus gehört er ebenfalls zum Standardverfahren, wenn eine untypische Basaltemperatur auf eine hormonelle Ursache hinweist. 
Bei Prolaktin handelt es sich um ein wichtiges Hormon, das für die Aufrechterhaltung der luteralen Phase notwendig ist. Das geschieht durch die hemmende Wirkung auf das Hormon Progesteron. Sinkt der Prolaktinspiegel in Ihrem Körper, haben Sie dadurch ein immer kleiner werdendes Zeitfenster, um schwanger zu werden. 
Gleichzeitig kann aber auch ein zu hoher Hormonspiegel zu Zeugungsproblemen führen. Eine Hyperprolaktinämie hat in der Regel eine ernste Störung der GnRH-Sekretion zur Folge. Entsprechend kann es unter Umständen sowohl zu einer Anovulation als auch zu einer vollständigen Sterilität kommen. 
Aus diesem Grund sollte das Hormon immer in einer Konzentration von fünf bis 25 mg pro Milliliter im Blut vorhanden sein. Der Arzt muss dabei auch auf den Zeitpunkt der Blutabnahme achten. Schließlich steigt der Hormonspiegel in den Nachmittags- und Abendstunden erheblich an und ist ebenfalls von der Menstruation abhängig. 
Daher muss die Blutabnahme immer zwischen sieben und zehn Uhr morgens erfolgen, um standardisierte Werte zu bekommen. Zudem dürfen 48 Stunden vor der Blutentnahme keine Beruhigungs- und Schlafmittel eingenommen werden, da sie ebenfalls den Hormonspiegel ansteigen lassen. 

Die Gonadotropinbestimmung 

Da der Prolaktinspiegel von vielen Faktoren beeinflusst wird, führen viele Ärzte ergänzend eine sogenannte Gonadotropinbestimmung durch. Sie wird oftmals vereinfacht als FSH- oder LH-Test bezeichnet. Die Untersuchung wird bei Kinderwunsch-Patientinnen eingesetzt, um zusätzliche Informationen über den Gesundheitszustand zu erhalten. 
Die FSH-Bestimmung ist insbesondere dann notwendig, wenn der Verdacht auf ein polyzystisches Ovar-Syndrom besteht. Der Test zeigt nicht nur, ob eine intraovarielle Follikelreifungsstörung vorliegt, sondern kann auch auf weitreichende endokrine Veränderungen hinweisen, die mit erhöhten LH-Werten einhergehen. 
Weiterhin wird durch diesen Test das Risiko auf eine sogenannte Climacterium praecox abgeklärt. Diese Krankheit wird häufig als "vorzeitig einsetzende Wechseljahre" bezeichnet. Die Diagnose dieser Störung ist dabei nicht nur für den unerfüllten Kinderwunsch wichtig. Sie muss frühzeitig behandelt werden, um langfristige gesundheitliche Schäden auszuschließen. 
Ein erhöhtes Risiko auf Climacterium praecox besteht insbesondere, wenn neben den Zeugungsschwierigkeiten ebenfalls gelegentliche Hitzewallungen sowie eine völlig veränderte Befindlichkeit auftreten. 

Warum werden die Androgene untersucht? 

Im Rahmen der Hormonuntersuchung sollte den Androgenen stets besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie geben nicht nur Aufschluss über die Ursache der Zeugungsschwierigkeiten, sondern weisen ebenso auf das sogenannte PCO-Syndrom hin. Beide Beschwerden werden meist von einer Hyperandrogenämie begleitet. 
Da das für die Störungen verantwortliche Ovar nicht direkt untersucht werden kann, prüft der Arzt die Konzentration der in der Thekazelle gebildeten Androgene. Dabei handelt es sich um Testosteron und Androstendion. 
Für die Behandlung der hyperandrogenämischen Beschwerden ist der Einsatz von Cyproteronacetat erforderlich. Da dieser Stoff aber die Fruchtbarkeit negativ beeinträchtigt, stellt die Therapie von Kinderwunsch-Patientinnen immer eine große Herausforderung dar. Deshalb wird in diesem Fall eine Down-Regulierung der Gonadotropinsekretion durchgeführt. 

Hormontests unterstützen die Diagnose und Therapie 

Falls die Ursache der Unfruchtbarkeit in einer hormonellen Störung liegt, ist immer eine Behandlung erforderlich, um den Kinderwunsch zu erfüllen. In diesem Fall liefern die Hormonuntersuchungen viele wertvolle Informationen, um die vorliegende Störung besser diagnostizieren zu können. 
Darüber hinaus geben die Tests ebenfalls Aufschluss über die Wechselbeziehung zwischen den Eierstöcken, dem Gehirn, der Hirnanhangdrüse und dem Mittelhirn. Entsprechend wäre es sinnvoll, den Hormonspiegel während der Menstruation jeden Tag in Blut und Urin zu messen. 
Aufgrund der hohen Kosten einer Hormonbestimmung beschränken sich viele Ärzte jedoch auf drei bis vier Messungen während eines Zyklus. Dabei achten sie insbesondere auf die Konzentration von Prolaktin, Östrogen, FSU und FH.