Schwanger werden trotz Sperma-Allergie

Ja, es gibt sie wirklich, die besondere Form der Allergie, die viele für einen Witz oder eine Ausrede für Sex halten. Tatsächlich leiden Betroffene einer Sperma-Allergie sehr darunter. Nicht nur sind die Symptome unangenehm und in manchem Fällen sogar gefährlich, sie schämen sich auch, damit zum Arzt zu gehen. Und dabei gibt es einige Fragen, die Betroffene quälen. Zum Beispiel, ob man nur gegen das Sperma des eigenen Partners allergisch ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Oder ob man mit einer Sperma-Allergie überhaupt schwanger werden kann. In diesem Blogbeitrag klären wir die gängigsten Fragen zur Sperma-Allergie.

1. Wie häufig kommt Sperma-Allergie vor?

Tatsächlich sind in der weltweiten Fachliteratur nur 100 Fälle beschrieben. Sperma-Allergie kommt zwar selten vor, aufgrund der Schambehaftung sowie mangelnden Wissens geht man aber von einer sehr viel höheren Dunkelziffer aus. Experte Johannes Ring, Facharzt für Allergologie, hat am Universitätsklinikum der Technischen Universität München zu den Hintergründen der seltenen Allergie geforscht und Patienten behandelt – Patientinnen, genauer gesagt, denn es handelt sich dabei hauptsächlich um Frauen. Häufig leiden diese zusätzlich unter anderen Allergien wie Neurodermitis sowie diversen Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

2. Was sind die typischen Sperma-Allergie Symptome?

Betroffene leiden beim Sex unter einem Jucken und Brennen, bei Hautkontakt können sich Ausschläge, Schwellungen, Rötungen und sogar Quaddeln am ganzen Körper bilden. Je nachdem, wie stark sich die Sperma-Allergie äußert, besteht die Möglichkeit, dass Übelkeit auf- oder eine Ohnmacht eintritt. Im schlimmsten Fall kann auch diese Form der Allergie, wie bei Wespen- und Bienenstichen, lebensbedrohlich sein und zu Atemnot oder gar einem tödlichen anaphylaktischen Schock führen. Die Chance auf Letzteres ist vor allem bei Oralverkehr hoch, weil das Sperma in direkten Kontakt mit den Atemwegen kommt.

3. Was ist der Auslöser für eine allergische Reaktion bei Sperma-Allergie?

Ausgelöst wird die Allergie nicht durch das Sperma selbst, sondern ein im Seminalplasma vorhandenen Protein, das in der Prostata hergestellt wird und beim Samenerguss dem Ejakulat automatisch untergemischt wird. Es wird Prostataspezifisches Antigen, oder kurz auch PSA, genannt und findet sich im Sperma jedes Mannes. Das bedeutet, dass Betroffene nicht allergisch auf den Partner sein können, sondern auf das Protein im Sperma allgemein reagieren und ein Partnerwechsel demnach keine Lösung ist.

4. Gibt es einen Sperma-Allergie Test?

Wer einen Sperma-Allergie Test machen will, der sucht einen Hautarzt oder Allergologen auf. Bestätigt dieser den Verdacht, dass eine Sperma-Allergie vorhanden sein könnte, führt der Facharzt entweder einen Blut- oder den sogenannten Hautpricktest durch. Dabei wird das Sperma auf die Haut aufgetragen und die Reaktion beobachtet. Falls der Sperma-Allergie-Test positiv ausfällt, gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten.

5. Ich habe eine Sperma-Allergie – was tun?

Keine Sorge, es muss nicht auf Sex verzichtet werden. Leidet eine Frau unter einer leichten Sperma-Allergie, kann vor dem Sex ein Antihistaminikum eingenommen werden, welches die Beschwerden unterdrückt. Bei einer schweren Sperma-Allergie bietet das Benutzen eines Kondoms einen beschwerdefreien Schutz beim Geschlechtsverkehr.

6. Kann ich trotz Sperma-Allergie schwanger werden?

Ja, eine Frau kann trotz Sperma-Allergie schwanger werden, sofern sie anderweitig keine Fertilisationsprobleme aufweist. Eine Sperma-Allergie macht nämlich nicht unfruchtbar, auch wenn sie die natürliche Empfängnis erschwert. Hier kann eine Hyposensibilisierungs-Therapie helfen. Dabei wird der Frau in steigenden Dosen Sperma unter die Haut injiziert, damit der Körper gegenüber dem Allergen eine Toleranz entwickeln kann. Wie lange diese Therapie dauert und ob sie funktioniert, lässt sich allerdings nicht von Beginn an festlegen. Sicherer und erfolgsversprechender ist der Weg über Insemination oder In-Vitro-Fertilisation. Um eine allergische Reaktion zu verhindern, werden die Spermien vor der Insemination „gewaschen“, also vom allergieauslösenden PSA getrennt. Betroffene müssen also nicht aufgrund der Sperma-Allergie auf ihren Kinderwunsch verzichten.

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