Technische Devices bei Kinderwunsch: Mit App zum Wunschbaby?

Es ist noch nicht lange her, da waren essenzielle Infos rund um Fruchtbarkeit, Kinderwunsch und die Schwangerschaft in Büchern, Zeitschriften oder beim Arzt des Vertrauens zu finden. Mittlerweile gibt es nicht nur unzählige Kanäle mit mehr oder weniger hilfreichen Tipps für die Familienerweiterung, sondern auch Apps spielen beim Schwanger-Werden eine immer größere Rolle. Aber was können sogenannte Zyklus-Apps eigentlich wirklich? Können Paare mit ihrer Hilfe das Wunschkind tatsächlich schneller in die Arme schließen?

De facto sind Zyklus-Applikationen in erster Linie ein cleverer Ersatz für Papier und Stift. Anstatt die Periode im Kalender oder auf einem Zettel zu notieren, werden die Daten heute in einer entsprechenden App am allzeit griffbereiten Smartphone eingetragen. Die übernimmt dann auch gleich die Auswertung, wodurch sofort klar ist, wann der nächste Eisprung ansteht und die fruchtbaren Tage sind. So geben Zyklus-Apps in der Tat eine Orientierung in Sachen Fruchtbarkeit und können die natürliche Familienplanung unterstützen. Allerdings sind sie keinesfalls ein Ersatz für die ärztliche Beratung und erfüllen auch keinen medizinischen Nutzen. Kinderwunsch-Paare sollten einer App definitiv nicht blind vertrauen.

 

Woher wissen Apps, wann der richtige Zeitpunkt für das Wunschkind ist?

Ob aus dem Kinderwunsch ein Wunschkind wird, hängt – neben vielen weiteren Faktoren – vom Zyklus und damit vom Eisprung der Frau ab. Um die Chancen auf den ersehnten Nachwuchs zu erhöhen, sollten speziell Frauen ihren Körper also kennen und verstehen. Apps können dabei helfen, das eigene Körpergefühl können sie aber nicht ersetzen.

Unterschieden wird zwischen drei verschiedenen Arten von Kinderwunsch- bzw. Zyklus-Apps:

Basierend auf den eigegebenen Daten der letzten Monatsblutung berechnen einige Apps die nächste Periode – und teilweise auch die fruchtbaren Tage – rein statistisch.

Etwas detaillierter verläuft die Berechnung der Fruchtbarkeit bei der zweiten Gruppe an Apps, die auf zusätzliche Zyklus-Daten der Nutzerin zurückgreifen. Dazu muss das technische Hilfsmittel also mit Details wie der morgendlichen Temperatur oder auch Einzelheiten zum Sekret aus dem Gebärmutterhals, dem sogenannten Zervixschleim, gefüttert werden.

Die dritte Gruppe an Apps nimmt es noch genauer und benötigt Daten wie die nächtliche Körpertemperatur oder den nächtlichen Ruhepuls sowie die Hormonkonzentration im Urin oder Speichel. Für diese Messung gibt es spezielle Teststreifen, die in den Urin gehalten werden.

Vorsicht bei Kalender-Apps: Individuelle Fruchtbarkeit ist kein Durchschnittswert

Gerade rein statistische Zyklus-Apps sind umstritten, da ihre mathematischen Berechnungen auf der Annahme eines idealtypischen Zyklus basieren. Sie gehen in der Regel von einem durchschnittlichen 28 Tage langen Menstruationszyklus aus. In der Realität variiert diese Zeitspanne bei vielen Frauen stark. 21 Tage sind ebenso möglich wie 35 Tage. Außerdem werden Zyklusschwankungen, die durch Stress, Anstrengung, Erkrankungen, Medikamente oder Veränderungen ausgelöst werden, meist nicht berücksichtigt.

Um nicht auf Durchschnittswerte vertrauen zu müssen, können Kinderwunsch-Paare stattdessen auf die symptothermale Methode zurückgreifen. Ausschlaggebende Hinweise für den richtigen Zeitpunkt zum Schwanger-Werden liefert dabei die Körpertemperatur, die kurz nach oder vor dem Eisprung ansteigt. Schlüssel zum Erfolg kann zudem der schon genannte Zervixschleim sein, der deshalb auch von einigen Kinderwunsch-Apps mitberücksichtigt wird. Ist er flüssig und klar, deutet alles auf den richtigen Zeitpunkt für die Empfängnis hin.

 

Für wen sind Kinderwunsch-Apps insbesondere geeignet?

Ob digital als App oder klassisch auf Papier – ein Menstruationskalender hilft Frauen mit Kinderwunsch genauso wie jenen mit Verhütungswunsch dabei, ihre fruchtbaren Tage im Blick zu behalten. Immerhin kann der Zyklus neben körperlichen Auswirkungen auch Einfluss auf die auf Stimmung und Verhalten halten. Den eigenen Zyklus zu kennen, bedeutet also auch, diese Veränderungen bewusst wahrnehmen und die richtigen Zusammenhänge herstellen zu können. Somit sind Applikationen prinzipiell für alle Frauen geeignet, die ihren Zyklus ohne großen Aufwand verfolgen wollen. Besonders Frauen mit einem unregelmäßigen Zyklus können entsprechende Apps dabei unterstützen, den erfolgversprechendsten Zeitpunkt für die Zeugung des Wunschkindes zu ermitteln und die fruchtbare Phase besser zu planen.

 

Orientierung beim Kinderwunsch, aber kein Ersatz für ärztlichen Rat

Egal, ob Urbia, Flo, Lilly, myNFP, LadyCycle, Clue und wie die angebotenen Eisprung- und Menstruationskalender im App-Store nicht alle heißen: Sie alle geben auf dem Weg zum Wunschkind bestenfalls eine Orientierung, können aber weder medizinische Beratung noch ärztliche Behandlung ersetzen. Selbst mit den genauesten Angaben können Zyklus-Apps den Tag des weiblichen Eisprungs nicht mit Garantie bestimmen. Die Natur ist und bleibt unvorhersehbar und dementsprechend auch für große kleine Überraschungen gut.