Trotz Gerinnungsstörung zum Wunschkind
Um den ersehnten Nachwuchs in die Arme schließen zu können, braucht es im Vorfeld das perfekte Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren. Denn Fruchtbarkeit und Schwangerschaft sind sensible Vorgänge, die sich leicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen – beispielsweise von einer Gerinnungsstörung. Damit ist eine Gruppe von Erkrankungen gemeint, bei denen das Blut nicht richtig gerinnen kann. Häufig bleiben Gerinnungsstörungen bis zu dem Zeitpunkt unbemerkt, an dem die Familiengründung ansteht. Das Problem? Eine Störung der Blutgerinnung kann dazu führen, dass der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, mehrmalige Fehlgeburten auftreten oder das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft steigt.
Dennoch ist eine Gerinnungsstörung kein Grund, der den Traum vom Wunschkind zum Platzen bringt. Inwiefern die Störung den Kinderwunsch beeinträchtigt, was dabei überhaupt im (weiblichen) Körper geschieht und wie Frauen mit Blutgerinnungsstörung trotz alledem schwanger werden können, verrät dieser Blogbeitrag.
Wenn eine Schutzfunktion dem Körper schadet: Gerinnungsstörung kurz erklärt
Eigentlich schützt die Blutgerinnung den menschlichen Körper: Indem das Blut gerinnt, werden nämlich Verletzungen verschlossen. Bei großen Verletzungen wird so sogar ein Verbluten verhindert. Bei einer Gerinnungsstörung funktioniert dieser hochkomplexe Prozess nicht so wie er soll. Stattdessen treten beispielsweise spontane Blutgerinnsel auf, obwohl es keine Verletzung gibt. Es wird zwischen zwei Arten von Gerinnungsstörung unterschieden:
- Die Gerinnung ist zu schwach, wodurch eine erhöhte Blutungsneigung besteht. Die am weitesten verbreitete Form ist die erblich bedingte Hämophilie, die auch Bluterkrankheit genannt wird.
- Die Gerinnung ist zu stark – dadurch kann das Blut Klumpen bilden und Gefäße verstopfen. Diese Verstopfungen werden Thrombosen genannt. Diese Form der Gerinnungsstörung tritt in Sachen Kinderwunsch und Schwangerschaft deutlich öfter auf als eine zu schwache Blutgerinnung.
Wie Gerinnungsstörungen Befruchtung & Schwangerschaft beeinflussen
Eine Blutgerinnungsstörung kann eine Schwangerschaft im schlimmsten Fall verhindern oder die Geburt beeinträchtigen – aber warum? Weil eine gute Durchblutung entscheidende Auswirkungen auf die Gebärmutterschleimhaut und den Mutterkuchen hat. Ein Blutgerinnsel beeinträchtigt diese und das hat zur Folge, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend durchblutet wird, wodurch sich die befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Das bedeutet, dass eine Schwangerschaft erst gar nicht zustande kommt oder die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten steigt. Bereits kleinste Gerinnsel können außerdem das Wachstum des Mutterkuchens und damit des ungeborenen Kindes stören. Mehrmalige Fehlgeburten oder Spätfolgen für das Baby, wie Diabetes oder Atembeschwerden, können die Folge sein.
Hinzu kommt, dass Gerinnsel in der Schwangerschaft oder im Wochenbett das Risiko für Gefäßverschlüsse wie Thrombosen erhöhen. Werden sie verschleppt droht eine mitunter lebensgefährliche Embolie.
Ursachen & Symptome von Gerinnungsstörungen
Eine Störung der Gerinnung des Blutes ist meist angeboren – etwa die Faktor-V-Leiden-Mutation sowie Hämophilie A und B – oder bildet sich im Laufe des Lebens. Risikofaktoren für eine starke Blutgerinnung können auch im eigenen Lebensstil stecken: Rauchen, hormonelle Verhütungsmittel, lange Flugreisen, Übergewicht und auch der Konsum von Cannabis fördern die Thromboseneigung.
Die Symptome sind abhängig von der Art der Blutgerinnungsstörung. Während häufige blaue Flecken, vermehrtes Zahnfleisch- und Nasenbluten oder das Nachbluten von alten Wunden zu den klaren Anzeichen für eine zu schwache Gerinnung sind, lässt sich eine zu starke Gerinnungsstörung nicht so leicht erkennen. Sie wir oft erst festgestellt, wenn sich bereits ein Blutgerinnsel (Thrombose) gebildet hat.
Trotz alldem gilt: Frauen mit Blutgerinnungsstörung können schwanger werden und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Voraussetzung dafür ist eine ärztliche Behandlung.
Kinderwunsch & Verdacht auf Gerinnungsstörung? Dringender Rat & Alltagstipps!
Sprechen bereits einige Anzeichen für eine Störung der Blutgerinnung und bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, gilt es keine Zeit zu verlieren und Rat bei einem Gerinnungsspezialisten oder Frauenarzt einzuholen. Ist die Störung erst einmal diagnostiziert und die Ursache ermittelt, kann eine Therapie mit Medikamenten – den sogenannten Blutverdünnern – verschrieben werden. Die medikamentöse Behandlung braucht ihre Zeit. Deswegen sollte damit bereits begonnen werden, wenn der Kinderwunsch feststeht, im Idealfall schon drei Monate vor der Schwangerschaft.
Unabhängig davon, ob die Gerinnungsstörung Menschen mit oder ohne Kinderwunsch trifft – ein paar Tipps können im Alltag generell entlastend wirken. Dazu zählt etwa das Tragen von Kompressionsstrümpfen bei langen Reisen, das klassische „Beine hochlegen“ nach einem langen Arbeitstag oder simple Bewegungsübungen.
Klarheit vor der Schwangerschaft: Humangenetische Beratung
Paare, die in Sachen Kinderwunsch möglichst wenig im Ungewissen lassen möchten, können sich für eine humangenetische Beratung entscheiden. Im Zuge dieser wird über Risiken für Behinderungen, Fehlbildungen und Erbkrankheiten sowie die Wege der Vererbung an das Wunschkind informiert. Besonders wenn bereits der Verdacht auf Gerinnungsstörungen besteht, aber auch bei Erbkrankheiten, Behinderungen, wiederholten Fehlgeburten und familiären Krebserkrankungen kann eine solche Beratung Klarheit bringen.
Sinnvoll ist eine humangenetische Beratung vor einer geplanten Schwangerschaft, vor allem aber vor einer Fertilitätsbehandlung. Unter Umständen erspart sie belastende Fehlversuche oder liefert Erkenntnisse, wie die Chancen für den Familienzuwachs erhöht werden können. Die Kinderwunschklinik bietet solche humangenetische Beratungen und Untersuchungen selbstverständlich an und hilft so potenzielle Hürden zu einer gewünschten Schwangerschaft zu überwinden.