Mehr Geburten durch Vitamin D
Im Jänner und Februar dieses Jahres erschienen 2 große Studien über den Einfluss von Vitamin D auf den Erfolg nach künstlicher Befruchtung (Chu J et al.: Vitamin D and assisted reproductive treatment outcome: a systematic review and meta-analysis, Hum Reprod. 2018 und Zhao J et al.: Whether vitamin D was associated with clinical outcome after IVF/ICSI: a systematic review and meta-analysis, Reprod Biol Endocrinol 2018). Die größere dieser Studien inkludierte fast 3700 IVF/ICSI Zyklen. Es konnte bei beiden Studien eindeutig ein positiver Zusammenhang zwischen normalen Vitamin D Werten (über 30ng/ml) und Lebendgeburtenrate, nicht aber zu klinischer Schwangerschaftsrate (positiver Schwangerschaftstest, aber noch keine Herzaktion) und laufender Schwangerschaftsrate (positiver Herzschlag, aber noch keine Geburt) gefunden werden.
Insgesamt waren sich die Wissenschaftler darüber einig, dass diese Daten zu einer Empfehlung zur Optimierung des Vitamin D Haushaltes bei Kinderwunschpatienten führen sollten.
Vitamin D (Colecalciferol) ist genau genommen kein Vitamin, sondern ein Hormon (Prohormon). Vitamine müssen laut Definition dem Körper über die Nahrung zugeführt werden und können nicht im Körper gebildet werden. Vitamin D kann jedoch durch Einfluss von Sonnenstrahlen (UVB-Strahlung) in der Haut gebildet werden. Es wird deshalb auch als “Sonnenhormon” bezeichnet. Einen kleinen Teil (bis zu 20%) nehmen wir Menschen über die Nahrung auf.
Hauptfunktion ist die Steuerung des Kalzium- und Phosphathaushaltes im Körper.
Bereits in den 1970er Jahren erschienen die ersten Studien, welche diesem Vitamin auch im Bereich der Fortpflanzung des menschlichen Körpers eine wichtige Rolle zuschreiben. Versuche an Mäusen konnten zeigen, dass fehlendes Vitamin D zu einer Fehlentwicklung der Gebärmutter und der Eibläschen führten. Auch die Bildung von Geschlechtshormonen und die Embryonalentwicklung sind von diesem Vitamin abhängig. Die Bildung von Anti Müller Hormon hängt ebenfalls mit der Vitamin D Konzentration zusammen. Der Nachweis, dass schwangerschaftserhaltende Enzyme in der Gebärmutter einer schwangeren Frau durch dieses Vitamin stark ansteigen, kann eine Erklärung für diese Studienergebnisse bringen. So konnten weitere Studien zeigen, dass ein Vitamin D Mangel auch verbunden ist mit schwangerschaftsassoziierten Krankheiten, wie Präeklampsie (früher Schwangerschaftsvergiftung genannt), Schwangerschaftsdiabetes und höheren Kaiserschnittsraten. Ein wesentlicher Einfluss wird auch auf das Immunsystem in der Gebärmutterhöhle vermutet. So könnten Immunzellen und Faktoren, die den Embryo abwehren, durch Vitamin D gehemmt werden.
Wie man nun diese Werte von über 30ng/ml im Körper erreicht, stellt die größte Herausforderung dar, da es keine offiziell anerkannten Leitlinien zur optimalen Dosierung gibt und wahrscheinlich auch nicht geben kann, da 3 wichtige Einflussgrößen existieren.
Zum Einen die unterschiedlichen Essgewohnheiten des Menschen, zum Zweiten die unterschiedlichen Speichermöglichkeiten im Körper und zum Dritten die Intensität der Sonneneinstrahlung, einmal abhängig von der geographischen, von der jahreszeitlichen Situation und von der Sonnenhungrigkeit des Menschen. Für eine individuelle Abstimmung auf die zu behandelnde Person kann anfänglich der Vitamin D Gehalt (25-OH-Vitamin-D) gemessen werden. Davon abhängig geben wir dann eine Empfehlung.
Autor: Dr. Josef Zech, 03. April 2018