Querschnittslähmung? Wie Männer mit Elektroejakulation Väter werden können!

Eine Querschnittslähmung ist sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen eine große Herausforderung. Oft hat die eingeschränkte Beweglichkeit nicht nur im Alltag negative Folgen, sondern behindert auch die Sexualfunktion. Die Folge: Durch ihre Verletzung haben viele Männer einen unerfüllten Kinderwunsch. 

Dank moderner medizinischer Verfahren ist es heute jedoch selbst mit starken Beeinträchtigungen möglich, ein Kind zu zeugen und das Wunschbaby in die Arme schließen zu können. Mit den richtigen Hilfsmitteln können Betroffene Erektion, Ejakulation und einen Orgasmus erleben. Wie für querschnittsgelähmte Männer der Traum von der Familie wahr werden kann und welche Rolle die Elektroejakulation dabei spielt, die in enger Zusammenarbeit des Rehabilitationszentrums Häring der AUVA und der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech angeboten wird, zeigt dieser Blog-Beitrag:

Folgen der Querschnittslähmung, die sich auf die Familienplanung auswirken

Das Zeugen eines Kindes ist ein komplexer biologischer Vorgang. Eine Schwangerschaft tritt nur dann ein, wenn sowohl beim Mann als auch bei der Frau hormonelle und physiologische Voraussetzungen erfüllt werden. Obwohl Libido und Samenproduktion häufig vollkommen intakt sind, gelingt es querschnittsgelähmten Männer oft nicht, eine Ejakulation auszulösen. Ein Samenerguss erfolgt nur dann, wenn unterschiedliche Nerven perfekt zusammenspielen. Gerade ihre Funktionalität ist aufgrund der Verletzung des Rückenmarks stark eingeschränkt. Das Problem? Betroffene Wunsch-Väter ejakulieren nur wenige Tropfen oder erreichen keinen Orgasmus. Hinzu kommt, dass der Geschlechtsverkehr durch eine retrograde Ejakulation eine Gefahr für sie darstellen kann. Bei einer retrograden Ejakulation fließt das abgegebene Sperma rückläufig in die Harnblase und verstopft sie von innen. Es kommt zu starken Schmerzen und schweren Entzündungen, die zu ernsten Infektionen führen können.

Was passiert bei einer Elektroejakulation 

Eine Querschnittslähmung ist kein Grund, der den Traum vom Wunschkind platzen lässt. Um die benötigen Samen für die Befruchtung zu gewinnen, gibt es eine Menge Möglichkeiten. Eine davon ist die Elektroejakulation. Bis heute zählt sie zu den effektivsten Methoden, um bei einem querschnittsgelähmten Mann einen Orgasmus auszulösen.

Dabei erzielt insbesondere die transrektale Elektroejakulation ausgezeichnete Ergebnisse. Diese Form der Elektroejakulation macht sich die hohe Stimulierbarkeit der männlichen Prostata zunutze: In den After des Betroffenen wird ein elektrisches Gerät eingeführt, das verstärkende Impulse in die jeweiligen Körperregionen entsendet. Um zunehmend Spannung im Unterleib aufzubauen, stimuliert die eingeführte Sonde das rektale Lustzentrum direkt. Nach und nach werden immer intensiver werdende Impulse in die Beckenmuskulatur entsendet. Schließlich ziehen sich die Muskelstränge zusammen und die daraus resultierende Anspannung endet in einer Erektion des Penis sowie in einer erfolgreichen Ejakulation.

Sobald die Sperma-Probe gewonnen wurde, kann sie im Labor aufbereitet und für die unterschiedlichen Befruchtungsmethoden eingesetzt werden. Grundsätzlich ist somit sowohl eine IUI, IVF als auch eine ICSI-Behandlung möglich.

Der konkrete Ablauf der Elektroejakulation in Tirol

Um querschnittsgelähmten Männern den Kinderwunsch zu erfüllen, arbeiten die Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech und das Rehabilitationszentrum Häring der AUVA eng zusammen. Während in Bad Häring die rektale Elektrostimulation stattfindet, übernimmt das Team der Kinderwunsch-Clinic die vorbereitenden und weiterführenden Behandlungen der Wunsch-Eltern.

Je nachdem, wie ausgeprägt die Querschnittslähmung ist, wird die Elektrostimulation mit oder ohne Narkose durchgeführt. Wie lang der Eingriff dauert, unterscheidet sich von Mann zu Mann. Während einige Männer bereits nach wenigen Sekunden einen Orgasmus erleben, stellt er sich in vielen Fällen erst nach mehreren Minuten ein. Deshalb wird die Intensität der rektalen Stimulation mit jedem Spannungszyklus erhöht.

Das ideale Timing des Eingriffs wird mit Dr. Josef Zech und seinem Team festgesetzt, da das gewonnene Ejakulat im Anschluss in das Labor der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech in Innsbruck transportiert wird. Dort wird die Spermienqualität mittels Spermiogramm untersucht. Bei entsprechenden Ergebnissen wird das Sperma kryokonserviert. Nachdem das Paar ausführlich aufgeklärt wurde, kann schließlich die künstliche Befruchtung mittels Kryosperma oder neuerlich gewonnenem Sperma in der Kinderwunsch-Clinic erfolgen. Voraussetzungen dafür sind die entsprechende Vorbehandlung der Mutter in spe sowie die Festsetzung des idealen Zeitpunkts.

Erfolgreiche Elektroejakulation: Der wissenschaftlich belegte Weg zum Wunschkind

Der Erfolg der Elektroejakulation bei Kinderwunsch wird durch zahlreiche Studien belegt. Sämtliche klinischen Untersuchungen bestätigten, dass durch das Verfahren brauchbare Samen-Proben gewonnen werden können. 

An der Universität Michigan wurde etwa eine großangelegte Studie mit 198 Männern durchgeführt. Die Ärzte konnten bereits nach einem Eingriff von 75 Prozent aller Querschnittsgelähmten Spermien in ausreichender Qualität gewinnen. Mehr als zwei Drittel der Männer konnten sich anschließend über eine erfolgreiche Befruchtung freuen. So wurden im Rahmen der Studie 35 gesunde Kinder zur Welt gebracht.

Es ist also wissenschaftlich belegt: Für alle Querschnittsgelähmten ist die Elektroejakulation eine wirksame Methode mit hohen Erfolgsaussichten für den erfüllten Kinderwunsch. Mehr zum Thema erfahren Sie in der in der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech.