Das Spermiogramm erklärt: Begrifflichkeiten, Werte und Befunde


Es ist eine der wichtigsten Methoden der Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch: das Testen der Spermien, also die Samenanalyse des Mannes. In diesem Blogbeitrag erläutern wir das Spermiogramm. Wir erklären, was genau bei einer Spermaanalyse untersucht und nach welchen Kriterien beurteilt wird. Das Wichtigste vorab: Ein schlechtes Spermiogramm bedeutet nicht, dass auf den Kinderwunsch verzichtet werden muss.

Was ist ein Spermiogramm?

Ein Spermiogramm ist das Ergebnis einer Ejakulatanalyse. Es dient der Beurteilung der Samenqualität und somit der männlichen Zeugungsfähigkeit. Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, gibt das Spermiogramm demnach Aufschluss über die Fruchtbarkeit des Mannes. Wenn die gewünschte Schwangerschaft nicht eintritt, kommt der Mann nicht umhin, mindestens eine Samenprobe zur Analyse abzugeben. Wie das in der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech abläuft, beschreiben wir detailliert in unserem Blogbeitrag zur Samenabgabe.

Als Methode der Diagnostik ist die Erstellung des Spermiogramms ein wichtiger Schritt bei der Suche nach der richtigen Behandlungsmethode zur Erfüllung des Kinderwunsches.

Spermium und Sperma: die Begrifflichkeiten


Das Spermium, oder auch Spermatozoon, bezeichnet die Samenzelle, welche die männliche Keimzelle in sich trägt, und für die Befruchtung der Eizelle zuständig ist. Das Sperma hingegen beschreibt die Samenflüssigkeit (das Ejakulat) mit den darin enthaltenen Spermien.

Was wird beim Spermiogramm untersucht?


Das Ejakulat wird auf Faktoren überprüft, die sich negativ auf eine Befruchtung auswirken können. So werden die darin enthaltenen Spermien auf ihre Anzahl, Morphologie (Gestalt) und Beweglichkeit kontrolliert. Weiters führen wir im Labor der Kinderwunsch-Clinic spezielle Funktionstests durch und spüren eventuell vorhandene Infektionen, wie z.B. Chlamydien, auf, denn auch diese können eine Schwangerschaft verhindern.

Zur Auswertung des Spermiogramms werden die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Bewertungskriterien herangezogen. Diese Richtwerte für die Auswertung eines Spermiogramms wurden von der WHO im Jahr 2021 aktualisiert (Stand Februar 2023). Die wichtigsten Referenzwerte werden im Folgenden erläutert.

Die WHO-Beurteilungskriterien eines Spermiogramms


Allgemeine Untersuchung:

  • Volumen: Das Ejakulat muss ein Volumen von mindestens 1,5 ml aufweisen
  • Verflüssigung: Die Ejakulatprobe sollte nach 15 bis 30 Minuten bei Raumtemperatur von einem dickflüssigen zu einem flüssigen Zustand wechseln. Eine Temperatur von 37°C erleichtert die Verflüssigung.
  • Farbe: Die Farbe sollte gelblich-grau sein
  • pH-Wert: Dieser sollte zwischen 7,2 und 8,0 liegen


Mikroskopische Untersuchung:

  • Anzahl Spermien: Entweder >16 Mio. pro ml oder insgesamt über 39 Mio. pro Ejakulat
  • Beweglichkeit (Motilität): Mehr als 42% der Spermien müssen sich bewegen und mehr als 30% fortbewegen. Die Bewegung wird eingeteilt in progressiv (zielgerichtete Vorwärtsbewegung), nicht progressiv (lokale Bewegung, Kreisbewegung) oder immotil (keine Bewegung).
  • Vitalität: Mindestens 54% der Spermien müssen lebendig sein
  • Morphologie (Gestalt): Mindestens 4% muss eine normale Form aufweisen. Dabei wird der Kopf, das Mittelstück und der Schwanz des Spermiums beurteilt.
  • Rundzellen: Pro ml dürfen nicht mehr als 5 Mio. Rundzellen vorkommen. Davon dürfen nicht mehr als 1 Mio. Leukozyten (weiße Blutkörperchen) vorhanden sein.

Abweichungen der Normwerte können auf Infektionen oder anderweitigen Störungen hinweisen. Diese gilt es anschließend zu behandeln, damit aus dem Kinderwunsch ein Wunschkind wird. Werden Infektionen festgestellt, wird in der Regel nach einiger Zeit ein weiteres Spermiogramm veranlasst, um festzustellen, ob die veranlasste Behandlung Früchte trägt und sich die Qualität des Samens verbessert hat.

Die Befunde eines Spermiogramms


Fällt die Auswertung des Spermiogramms unauffällig aus, lautet der Befund Normozoospermie. In diesem Fall kann keine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit nachgewiesen werden. Die in der folgenden Tabelle aufgelisteten Befunde können hingegen auf Unfruchtbarkeit hinweisen und treten oftmals auch in Kombination auf.
 

Befund Erklärung
Oligospermie Das Ejakulat weist eine geringe Anzahl von Spermien auf
Kryptozoospermie Spermien können erst nach Zentrifugation des Ejakulats gefunden werden
Azoospermie Das Ejakulat enthält keine Spermien
Teratozoospermie Zu wenig Spermien weisen eine normale Form auf
Asthenozoospermie Die Spermien weisen eingeschränkte Beweglichkeit auf
Oligoasthenoteratozoospermie Eine Mischform der Oligo-, Astheno- und Teratozoospermie  
Nekrospermie Das Ejakulat enthält eine große Anzahl toter Spermien
Hypospermie Das Ejakulatvolumen ist gering

 

Mein Spermiogramm ist schlecht ausgefallen – was jetzt?


Die Auswertung eines Spermiogramms muss stets in Kontext von weiteren Untersuchungsergebnissen gesetzt werden. Denn die Gründe für ein schlechtes Spermiogramm können sehr vielfältig sein. Vorangegangene oder aktive Infektionen – zum Beispiel Mumps oder Chlamydien – haben Auswirkungen auf die Samenqualität und müssen behandelt werden. Auch Hodenhochstand, Hormonstörungen und genetische Vorbelastungen spielen eine wesentliche Rolle.

Zudem können Fehler bei der Samengewinnung zu einem schlechten Resultat führen, etwa, wenn diese zuhause und nicht in der Klinik erfolgt. Daher raten wir zu einer Samenabgabe in unseren Räumlichkeiten.

Da ein Spermiogramm stets eine Momentaufnahme ist, kann nach einigen Wochen eine zweite Samenanalyse veranlasst werden, um die Ergebnisse zu vergleichen. Weichen die Analyseergebnisse wiederum von den Richtwerten ab, kommt es in der Regel zu weiteren Untersuchungen sowie Behandlungen. Nicht unterschätzt werden darf die Möglichkeit der Samenqualitätsverbesserung durch einen gesunden Lebensstil.

Betroffene sollten unbedingt mit dem Rauchen aufhören, Alkohol nur in Maßen zu sich nehmen und bei Übergewicht abnehmen. Das gilt auch dann, wenn für den Kinderwunsch nachgeholfen werden muss. Denn auch künstliche Befruchtungsmethoden schlagen erwiesenermaßen besser an, wenn beide Partner auf ihre Gesundheit achten.

Schlusswort

Das Spermiogramm ist ein wichtiges Diagnostikelement bei unerfülltem Kinderwunsch. Fällt die Auswertung schlecht aus, bedeutet das nicht automatisch, dass auf das Wunschkind verzichtet werden muss. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, die Samenqualität zu verbessern. Zudem können die modernen Methoden der Reproduktionsmedizin trotz schlechter Samenqualität zum Wunschkind verhelfen.

In der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech nehmen wir uns ausreichend Zeit, die Befunde der Samenanalyse mit unseren Patienten zu besprechen und die Werte verständlich zu erläutern. Außerdem lassen wir nichts unversucht, um die Samenqualität zu verbessern und schlussendlich den Traum unserer Patientenpaare vom eigenen Kind wahrwerden zu lassen.

Gut zu wissen