Kryotransfer von Embryonen: Was du wissen musst


Der Weg zur Erfüllung eines Kinderwunsches ist oft nicht geradlinig. Es gibt Situationen, die einen frischen Embryo-Transfer nicht ermöglichen. Hier bietet der Kryotransfer Paaren eine weitere Möglichkeit, schwanger zu werden. In diesem Artikel erläutert Dr. Josef Zech die wichtigsten Aspekte des Kryotransfers – von der Definition und den Gründen für die Durchführung bis hin zu den verschiedenen Verfahren, Kosten und Erfolgsraten.



Definition: Was ist ein Kryotransfer?


Der Kryotransfer oder Kryo-Embryotransfer ist eine reproduktionsmedizinische Methode, bei der kryokonservierte (eingefrorene) Embryonen aufgetaut und in die Gebärmutter übertragen werden. Im Gegensatz dazu werden beim frischen Transfer Embryonen im selben IVF-Zyklus zurückgeführt, in dem sie entstanden sind.

In der Regel werden beim Kryotransfer die eigenen Embryonen des Paares verwendet, die bei einem vorangegangenen IVF-Versuch eingefroren wurden. Es ist jedoch auch möglich, gespendete Embryonen zu verwenden, sofern dies gesetzlich erlaubt ist. Bei uns dürfen Embryonen bis zu zehn Jahre kryokonserviert werden, danach müssen sie entsorgt werden. Die Spende von Samen und Eizellen ist hingegen unter bestimmten Bedingungen gestattet.

Wann wird ein Kryotransfer durchgeführt?


Ein Kryotransfer wird in folgenden Fällen durchgeführt:

  • Erneuter Versuch: Wenn sich beim ersten IVF-Zyklus kein Embryo einnistet und noch weitere Embryonen aus diesem Zyklus tiefgefroren werden konnten, bietet der tiefgefrorene Embryo eine weitere Chance, schwanger zu werden.
  • Geschwisterkind: Wenn eine Schwangerschaft erfolgreich war und Embryonen übrig sind, können diese bis zu zehn Jahre kryokonserviert werden. So besteht die Möglichkeit, später ein Geschwisterkind zu bekommen.
  • Gesundheitliche Gründe: Wenn sich die Gebärmutterschleimhaut während eines frischen Zyklus nicht optimal aufgebaut hat oder die Frau gesundheitliche Probleme hat, können die Embryonen für einen späteren Transfer eingefroren werden.

Ablauf eines Kryotransfers


Der Kryotransfer von Embryonen ist ein einfacher, schneller und schmerzfreier Eingriff, der keine Sedierung oder Narkose erfordert.

Ein wesentlicher Vorteil des Kryotransfers besteht darin, dass eine wiederholte Hormonbehandlung zur Stimulierung der Eierstöcke und eine erneute Punktion entfallen. Damit besteht auch kein Risiko eines ovariellen Überstimulationssyndroms.

Für den Erfolg des Transfers ist eine gut entwickelte Gebärmutterschleimhaut entscheidend. Der Kryotransfer kann unter bestimmten Voraussetzungen im natürlichen Zyklus, oder im hormonell vorbereiteten Zyklus erfolgen.

Kryotransfer im natürlichen Zyklus


Beim natürlichen Zyklus wird der Embryotransfer auf den natürlichen Menstruationszyklus der Frau abgestimmt. Dies vermeidet den Einsatz von Medikamenten zur Stimulation der Gebärmutterschleimhaut, was sowohl finanziell als auch gesundheitlich vorteilhaft sein kann. Der Eisprung wird sorgfältig überwacht, um den optimalen Zeitpunkt für den Embryotransfer zu bestimmen. Häufig wird der Eisprung medikamentös ausgelöst, um das Timing des Transfers präzise steuern zu können.

Kryotransfer im hormonell gesteuerten Zyklus


Der hormonell gesteuerte Zyklus bietet eine präzisere Kontrolle über den Zeitpunkt des Embryotransfers. Durch die Verabreichung von Hormonen wie Östrogen und Progesteron wird die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und der Eisprung unterdrückt. Dies ermöglicht eine bessere Planbarkeit und ist besonders für Frauen mit unregelmäßigen Zyklen geeignet. Die Schleimhautentwicklung wird sorgfältig überwacht, um optimale Bedingungen für den Kryotransfer zu gewährleisten.

Kosten & Chancen eines Kryotransfers


Die Kosten für einen Kryotransfer sind geringer als die eines vollständigen IVF-Zyklus, da die Stimulation und Punktion der Eierstöcke sowie die Befruchtung der Eizellen entfallen. Für Paare, die die Voraussetzungen für den IVF-Fonds erfüllen, beträgt der Preis für einen Kryotransfer etwa 260 €. Selbstzahler zahlen 1.150 €, wobei die Kosten für die medikamentöse Unterstützung der Gebärmutterschleimhaut nicht inbegriffen sind. Hier findest du eine detaillierte Kostenübersicht (Stand: März 2024).

Erfolgsaussichten eines Kryotransfers


Die Schwangerschaftsraten bei einer IVF im frischen Zyklus und im Kryozyklus können variieren und sind von mehreren Faktoren abhängig, darunter die Qualität der Embryonen, das Alter der Frau und die Bedingungen der Gebärmutterschleimhaut. In vielen Fällen sind die Schwangerschaftsraten bei einem Kryozyklus vergleichbar mit denen eines frischen Zyklus und können sogar leicht höher sein.

Moderne Techniken wie die Vitrifikation (eine Methode des schnellen Einfrierens) haben die Überlebens- und Erfolgsraten von eingefrorenen Embryonen erheblich verbessert.

Einige Studien haben gezeigt, dass die Erfolgsraten bei Kryotransfers teilweise höher sind, da der Körper der Frau nicht durch die Hormonstimulation des frischen Zyklus belastet ist und somit eine bessere Gebärmutterschleimhaut vorhanden sein kann.

Insgesamt sind die Schwangerschaftsraten bei beiden Verfahren ähnlich, wobei die individuellen Umstände der Patientin den entscheidenden Unterschied machen.

Kryo-Embryotransfer: Schlusswort


Zwölf Tage nach dem Kryotransfer liefert ein Urintest, beziehungsweise ein Bluttest ein verlässliches Ergebnis darüber, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Keine Sorge: Ein Kryotransfer kann so oft wiederholt werden, wie eingefrorene Embryonen vorhanden sind, allerdings setzen wir vor einem neuen Versuch alles daran, den Grund für einen gescheiterten Transfer zu finden und zu beheben, um die Chancen für den nächsten Versuch zu maximieren!

Quellen & weiterführende Artikel


Casper, R.F. et al. (2016): Optimal endometrial preparation for frozen embryo transfer cycles: window of implantation and progesterone support. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26820769/ 

Glujovsky, D. et al. (2010): Endometrial preparation for women undergoing embryo transfer with frozen embryos or embryos derived from donor oocytes. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20091592/

Mounce, G. et al. (2015): Randomized, controlled pilot trial of natural versus hormone replacement therapy cycles in frozen embryo replacement in vitro fertilization. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26255087/ 

Kalem, Z. et al. (2018): Natural cycle versus hormone replacement therapy cycle in frozen-thawed embryo transfer. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30397709/

Kalinderis, M. et al. (2021): When Should We Freeze Embryos? Current Data for Fresh and Frozen Embryo Replacement IVF Cycles. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34033111/

Ozdemir, F. et al. (2024): Preferred strategy for euploid single embryo transfer in advanced maternal age: Fresh versus frozen. Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38263591/

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