Hormonbehandlung bei Kinderwunsch

Nehmen Paare aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch, kommt die Frau in der Regel nicht um eine Hormonbehandlung herum. Aufgrund von möglichen Nebenwirkungen, die auf diversen Medien und Plattformen oft ausgiebig, aber unzureichend thematisiert werden, ist das Thema für viele Frauen mit Ängsten und Zweifeln verbunden. In diesem Blogartikel möchten wir euch über den Ablauf, mögliche Nebenwirkungen und die Wahrscheinlichkeit eventueller Risiken einer Hormonbehandlung bei Kinderwunsch aufklären. 

Nicht bei jeder Kinderwunschpatientin müssen Hormone verwendet werden. Eine hormonelle Behandlung bei Kinderwunsch ist nur dann nötig, wenn: 

  1. der Zyklus der Frau gestört ist und dadurch nur selten oder gar kein Eisprung stattfindet, oder
  2. eine aufwändige Therapie bevorsteht, bei der eine hormonelle Unterstützung deren Erfolg verbessern kann, oder
  3. die Frau sich Eizellen entnehmen lässt, sei es für eine Eizellspende, eine IVF-Behandlung oder der Kryokonservierung ihrer Eizellen aufgrund einer medizinischen Indikation.

Im ersten Fall kann eine Hormonbehandlung dabei helfen, das Kind zu Hause auf natürlichem Weg zu zeugen. Für das Verfahren einer künstlichen Befruchtung, sei es Insemination, die klassische IVF, ICSI oder IMSI, ist eine hormonelle Stimulation Voraussetzung.  

Fall 1:
Hormonelle Stimulation bei Zyklusstörungen

Verschiedene Hormone sind für einen reibungslosen Ablauf des weiblichen Zyklus zuständig. Geraten sie allerdings aus dem Gleichgewicht, kann es passieren, dass der für eine Schwangerschaft notwendige Eisprung selten oder gar nicht mehr stattfindet. Die Ursachen dafür können vielfältig sein: eine akute oder chronische Entzündung oder ein ungesunder Lebensstil mit einseitiger, ungesunder Ernährung, welche auch den Zuckerstoffwechsel negativ beeinflusst, viel Stress oder auch eine dauerhafte Hormonstörung können den Eisprung verhindern. Oftmals ist letzteres der Fall.

Liegt bei der Frau eine Hormonstörung wie das PCO-Syndrom, eine Schilddrüsenerkrankung, eine Ovarialinsuffizienz, eine Hyperandrogenämie (vermehrte männliche Hormone) oder eine Hyperprolaktinämie (erhöhtes Prolaktin) vor, kann eine gezielte Hormonbehandlung einen unregelmäßigen Zyklus stabilisieren und die Funktion der Eierstöcke verbessern, um ein Kind auf natürlichem Weg zu zeugen.

Eine hormonelle Stimulation hilft übrigens nicht nur im Falle von krankheitsbedingten Zyklusstörungen. Auch bei altersbedingten Zyklusstörungen bzw. in den ersten Phasen einer verfrühten Menopause kann eine Hormonbehandlung unterstützen bzw. zu einer natürlichen Schwangerschaft verhelfen.

Fall 3:
Hormonbehandlung bei künstlicher Befruchtung

Eine hormonelle Stimulation wird in der Regel bei der künstlichen Befruchtung aus zwei Gründen empfohlen. Zum einen kann damit der weibliche Zyklus aktiv gesteuert werden, um den idealen Zeitpunkt für eine Befruchtung, bzw. Für das Einsetzen eines Embryos zu bestimmen. Zudem werden die Eierstöcke stimuliert, um – im Falle von IVF, ICSI, IMSI, einer Eizellspende oder der Kryokonservierung – mehrere Eizellen für eine Befruchtung im Labor gewinnen zu können. Aus diesem Grund spricht man im Zusammenhang der Hormonbehandlung für eine künstliche Befruchtung auch oft von einer Follikelstimulation (Follikel = Eibläschen).

Da bei einer Insemination die Befruchtung auf natürliche Weise im Körper der Frau stattfindet und deshalb keine Eizellen entnommen werden müssen, ist die im Vorfeld durchgeführte Hormonbehandlung niedriger dosiert. Eine hormonelle Stimulation für eine Insemination hat nicht das Ziel, mehrere Follikel heranreifen zu lassen, sondern den Zyklus zu optimieren, also zeitlich den Eisprung zu koordinieren, um so die Fruchtbarkeit der Frau zu steigern.

Ablauf einer Hormonbehandlung bei Kinderwunsch

Je nachdem, ob eine Hormonbehandlung aufgrund von Zyklusstörungen oder zur Gewinnung mehrerer Eizellen stattfindet, variiert der Ablauf geringfügig. Verwendet werden für die hormonelle Stimulation meist sogenannte Gonadotropine, also Hormone, die der (weibliche) Körper auch selbst produziert. In der Regel müssen die Hormonpräparate ca. 10-14 Tage verabreicht werden. Klappt es beim ersten Versuch nicht, dann müsste diese Hormonstimulation wiederholt werden, bis die gewünschte Schwangerschaft eintritt.

Ablauf der hormonellen Stimulation bei Zyklusstörungen und Insemination

In diesem Fall erhält die Frau niedrig dosierte Hormonpräparate, die sie täglich entweder als Tablette einnehmen oder mit einer Spritze injizieren muss. In den meisten Fällen werden Tabletten und Spritzen kombiniert. Letzteres kann nach einer ausführlichen Demonstration von unserer Seite ganz einfach zu Hause selbst bzw. mithilfe des Partners oder der Partnerin durchgeführt werden. Auf diese Weise wird Zeit und Geld gespart, da die Frau nicht täglich in die Clinic kommen muss.

Wir unterscheiden zwischen intramuskulären und subkutanen Injektionen. Ersteres wird in den Muskel gespritzt, meist in den Oberschenkel, oder mithilfe des Partners oder der Partnerin, in den Oberarm. Subkutan bedeutet „unter die Haut“. Hierbei werden die Hormone mit einer dünnen Nadel in die Bauchdecke gespritzt. Moderne Injektionshilfen, sogenannte Pens, und Fertigspritzen erleichtern das Verabreichen der Spritzen zu Hause maßgeblich und sind nahezu schmerzfrei. Die niedrig dosierten Hormonpräparate haben das Ziel, die Fruchtbarkeit der Frau zu erhöhen und die Eierstöcke zur Produktion einer Eizelle anzuregen. Dies wird von uns engmaschig mittels Ultraschalluntersuchungen kontrolliert.

Die Hormonbehandlung beginnt meist am Tag 5 der Menstruationsblutung. Im Vorfeld wird per Ultraschall und Blutwerte der ideale Zeitpunkt zum Start der Therapie sowie die Dosierung festgelegt. Ab dem 8. Regeltag wird die tägliche Durchführung eines Ovaulationstests (Eisprungtest im Harn) empfohlen. 7 bis 10 Tage nach Beginn der Stimulation wird die nächste Ultraschallkontrolle durchgeführt und die Dosierung gegebenenfalls angepasst. Anschließend werden nach 2 bis 3 Tagen wieder Ultraschallkontrollen durchgeführt. Durch diese Kontrollen können wir die Dosis der Hormonpräparate jederzeit anpassen, Nebenwirkungen senken und das Heranreifen von mehreren Eizellen und damit eine potenzielle Überstimulation und eine Mehrlingsschwangerschaft verhindern.

Sobald das Eibläschen (Follikel) eine bestimmte Größe erreicht hat, wird der Eisprung durch Zugabe des Hormons humanes Choriongonadotropin (hCG) ausgelöst. Daraufhin empfehlen wir den idealen Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr oder setzen einen Termin für die Insemination fest.

Ablauf der hormonellen Stimulation bei Eizellspende, IVF, ICSI oder IMSI

Hierzu starten wir mit der Hormonbehandlung bereits am 1. oder 2., spätestens 3. Menstruationstag, jedoch mit einer höheren Hormondosis, um in beiden Eierstöcken gleichzeitig mehrere Eizellen heranreifen zu lassen.  Nach der Verabreichung des eisprungauslösenden Medikaments wird ein Termin zur Eizellentnahme festgelegt. Dabei werden die Eizellen per vaginaler Punktion entnommen und im Labor befruchtet bzw. kryokonserviert.

Individuell können auch noch andere Stimulationsprotokolle verwendet werden. Es kommt auch vor, dass Frauen keine, oder nur bestimmte Hormone verwenden dürfen, oder wollen. Auch hier finden wir dann das passende Protokoll. Ein Beispiel dafür wäre die Stimulation für den „natural cycle IVF“. Hierzu werden nur jene Hormone verwendet, welche zur Steuerung des Eisprungzeitpunktes nötig sind. Bei diesem Protokoll kann allerdings kein Einfluss auf die Zahl der Eizellen genommen werden. Somit steht in der Regel nur eine Eizelle für die Befruchtung zur Verfügung. Dies kann natürlich auch die Chancen auf eine Schwangerschaft senken.

Bei einem sogenannten langen Protokoll wird im Vorfeld (ca. in der zweiten Hälfte des vorherigen Zyklus) durch eine Hormongabe, gelegentlich auch mittels einer Anti-Baby-Pille, die körpereigene Produktion von Fruchtbarkeitshormonen vorübergehend reduziert. Damit erreichen wir, dass keine störenden Hormone seitens der übergeordneten Hirnregionen produziert werden und zusätzlich kann ein vorzeitiger Eisprung verhindert werden. Man nennt dies Down-Regulierung des Zyklus. Das lange Protokoll wird bei uns nur noch durchgeführt, wenn wir dies für wirklich notwendig erachten, weil andere Protokolle nicht möglich sind.

Mögliche Nebenwirkungen einer Hormonbehandlung bei künstlicher Befruchtung

Das Eingreifen in den Hormonhaushalt kann mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein. Da Hormone natürlich auch die Psyche beeinflussen und jeder Mensch anders auf Hormone reagieren kann, ist auch damit zu rechnen, dass sich Veränderungen ergeben können. In der Regel werden solche Hormonschwankungen gut toleriert. Aber keine Sorge, die meisten Patienten beschreiben solche Nebenwirkungen als selten, auch gut verträglich und nur von kurzer Dauer.

Unser Team der Kinderwunsch-Clinic Dr. Zech ist sehr bemüht, jedes unserer Patientenpaare individuell aufzuklären und sich um eine sofortige Linderung von etwaigen Nebenwirkungen zu kümmern. Durch eine engmaschige Kontrolle per Ultraschall- und Blutuntersuchungen können wir die Risiken und Nebenwirkungen bereits im Vorfeld zu einem großen Teil minimieren.

Die Nebenwirkungen, die bei einer Hormontherapie auftreten können, sind den Symptomen der Wechseljahre recht ähnlich:

  • Übelkeit

  • Schwindel

  • Hitzewallungen

  • Schweißausbrüche

  • Stimmungsschwankungen

  • Müdigkeit und Antriebsschwäche 

Die gefährlichste Nebenwirkung ist das Auftreten eines ovariellen Überstimulationssyndrom (OHSS = Ovarian Hyperstimulation Syndrom). Eine geringe Überstimulation ist das eigentliche Ziel der Behandlung, eine schwere hingegen kann lebensbedrohlich sein. Sie tritt allerdings nur sehr selten auf. Bei diesem Syndrom entstehen zu viele und zu große Eibläschen und die Eierstöcke nehmen an Größe stark zu. Ein aufgeblähter Bauch, Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe und Atemnot sind die Folge. In diesem Fall muss die Patientin umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen. In unserer Klinik liegt dieses Risiko für das Auftreten eines PCOS mit stationärem Aufenthalt nur bei ca. 0,1-1 pro tausend Frauen. Auch Thrombosen können auftreten, sind aber durch entsprechende Voruntersuchungen und Vorsichtsmaßnahmen sehr selten.


Fazit: Hormonbehandlung bei Kinderwunsch

Wendet sich ein Kinderwunschpaar an uns, erstellen wir zunächst eine umfassende Anamnese, dann werden entsprechende Untersuchungen eingeleitet, um dann die richtigen, also für das betroffene Paar individuell passenden Therapien und Behandlungsmethoden festzulegen. Damit stellen wir nicht nur fest, ob eine Hormontherapie wirklich sinnvoll ist, sondern können auch die individuelle Dosiseinstellung für jede Frau festlegen. Eine Hormonbehandlung kann mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein und sollte daher möglichst niedrig dosiert und auf das individuelle Furchtbarkeitsproblem abgestimmt sein. Jede Behandlung verläuft in unserer Clinic stets unter dem Motto „so viel medizinische Hilfe wie nötig und so wenig wie möglich“.

Eine hormonelle Stimulation darf nicht leichtfertig ausgeführt werden und kann in den Händen von unerfahrenen Ärzten zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Wir können nach über 35 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der hormonellen Therapie auf niedrigste Komplikationsraten verweisen.

Gut zu wissen