Das Anti-Müller-Hormon: Welche Bedeutung es bei Kinderwunsch hat

Das Anti-Müller-Hormon, oder kurz AMH, wird in den Eierstöcken einer geschlechtsreifen Frau gebildet und steht in direkten Zusammenhang mit der Anzahl ihrer Eizellen: je weniger befruchtungsfähige Eizellen in den Eierstöcken, desto niedriger der AMH-Wert. Daher ist der AM-Hormonspiegel wichtig für die Reproduktionsmedizin und somit relevant für die Familienplanung und bei unerfülltem Kinderwunsch. Allerdings sollte der Wert mit Vorsicht betrachtet werden – für eine geplante Schwangerschaft ist es nicht notwendig den eigenen AM-Hormonspiegel zu kennen. Wir verraten dir wieso.

 

Die ovarielle Reserve einer Frau

Die Anzahl an Eizellen, die eine Frau in ihrem Leben zur Verfügung hat, steht bereits vor ihrer Geburt fest. Ein zwanzig Wochen alter, weiblicher Fötus hat im Mutterleib pro Eierstock ca. 7 Millionen Eizellen. Bis zur Geburt reduzieren sich diese auf knapp 2 Millionen und auch danach werden keine weiteren mehr gebildet, sondern nur noch abgebaut. Sobald ein Mädchen ihre erste Regelblutung bekommt, hat es noch ungefähr 400.000 Eizellen in Reserve. Ab der Pubertät reifen ca. alle 28 Tage bis zu 1.000 Follikel heran, wovon nur der größte und dominanteste vom Körper auserwählt, und zur Reifung freigegeben wird (Eisprung). Die restlichen verkümmern. Das passiert ca. 300-500 Mal. Sind keine Eizellen mehr übrig, beginnt die Menopause.

Die Wechseljahre setzen allerdings bei Frauen zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Bei vielen um das 50. Lebensjahr, bei manchen erst um die 60. Fängt die Menopause vor 40 an, so spricht man von vorzeitigen Wechseljahren. Mithilfe des Anti-Müller-Hormons können die verbleibenden Eizellen, also die ovarielle Reserve einer Frau, berechnet werden. Damit wird die Zeitspanne, in der eine Frau noch fruchtbar ist, grob abgeschätzt.

 

AM-Hormonspiegel: Was bedeutet ein niedriger oder zu hoher Wert?

Der AMH-Wert wird dem Blut entnommen. Daher bedarf es lediglich eines Bluttests, damit das Labor deinen AM-Hormonspiegel ermitteln kann. Der Zeitpunkt ist dabei nicht ausschlaggebend, der Test kann jederzeit zuverlässig durchgeführt werden, da sich der AMH-Spiegel während des weiblichen Zyklus kaum verändert. Die Einnahme bzw. Verwendung hormoneller Verhütungspräparate beeinflussen den Wert kaum. Ausschlaggebend sind vor allem das Alter: Ab 30 Jahren nimmt deine Konzentration vom AMH ab, bis es zur Menopause kommt und kaum noch welches vorhanden ist. Raucherinnen haben im Vergleich zu anderen Frauen einen sehr niedrigen AMH-Wert, unabhängig vom täglichen Nikotin-Konsum.

Gesunde Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren haben einen AMH-Wert zwischen 1 und 5 ng/ml. Ist dein Wert über 1 ng/ml, bedeutet es, dass eine ausreichende Eizellreserve zur Verfügung steht. Ein höherer AM-Hormonspiegel, also 6 ng/ml oder mehr, kann auf ein PCO-Syndrom hinweisen.

Liegt der Wert unter 1 ng/ml wird häufig eine künstliche Befruchtung empfohlen, was aber nicht bedeutet, dass du nicht trotzdem auf natürlichem Weg schwanger werden kannst. Es zeigt lediglich an, dass sehr wenig befruchtungsfähige Eizellen vorhanden sind, womit die ovarielle Funktion als eingeschränkt gilt.

 

AMH gibt keinen sicheren Aufschluss über die tatsächliche Fruchtbarkeit

Frauen mit einem niedrigen AM-Hormonspiegel können erfahrungsgemäß schwanger werden. Denn die Anzahl der Eizellen ist nicht so ausschlaggebend, wie ihre Qualität, was wiederum vom Alter der Frau abhängt (ein anderer Prädikator wurde noch nicht erforscht – somit ist das Alter die einzige verfügbare Variable, die zur Bestimmung der Eizellqualität dient). Daher raten Experten auch davon ab, den AMH-Wert ohne medizinischen Grund vor dem Kinderkriegen untersuchen zu lassen. Wird nämlich ein niedriger Wert gemessen, könnte dies die Frau beunruhigen und unter Druck setzen, was für die gewünschte Schwangerschaft hinderlich wäre.

Die Untersuchung des AMH-Werts entspricht also keinem Fruchtbarkeitstest und es kann damit auch nicht beurteilt werden, ob eine Frau im nächsten Zyklus schwanger werden kann. Für den Eintritt einer Schwangerschaft sind Faktoren wie das Alter, der Zyklusverlauf und die Spermienqualität des Partners entscheidend. Sinnvoll ist die Kontrolle des AMH-Werts bei auffälligen Menstruationszyklen oder bei Zyklusstörungen, um ein PCO-Syndrom auszuschließen. Für Frauen, die mit dem Gedanken an Social Egg Freezing (Link einfügen, sobald freigegeben) spielen, ist die AMH-Konzentration für eine Entscheidungsfindung interessant. Wir von der Privaten Kinderwunsch-Clinic lassen u.a. den AMH-Wert vor einer IVF-Therapie prüfen bzw. im Vorfeld einer Hormonbehandlung, um deren Erfolgschancen grob einschätzen zu können.

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