Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit


Eine der größten, je durchgeführten Metaanalysen zum Thema Veränderung der Unfruchtbarkeit des Mannes zeigt die dramatische, weltweit stattfindende Verschlechterung der Fruchtbarkeit des Mannes. Doch was sind die Ursachen dafür? In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit.



Unfruchtbarkeit beim Mann: Aktuelle Zahlen

Eine umfassende Meta-Regressionsanalyse berichtet über einen signifikanten Rückgang der Spermienzahl (Gesamtzahl und Konzentration) zwischen 1973 und 2011, der durch einen 50-60%igen Rückgang bei nicht nach Fruchtbarkeit selektierten Männern aus Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland verursacht wurde.

Wann gilt ein Mann als unfruchtbar?

Ein Mann wird medizinisch als unfruchtbar eingestuft, wenn es trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres nicht gelingt, eine Schwangerschaft zu erreichen. Diese Definition gilt gleichermaßen für Frauen. Ab wann ein Paar mit unerfülltem Kinderwunsch Experten aufsuchen sollte, kann hier nachgelesen werden.

Häufigste Ursache für männliche Unfruchtbarkeit: Reduzierte Spermienqualität

Die Spermienqualität spielt eine entscheidende Rolle für die Zeugungsfähigkeit eines Mannes. Sie wird anhand mehrerer Kriterien beurteilt, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2021 festgelegt wurden:

  • Ejakulatsvolumen: ≥1,4 ml
  • Spermienkonzentration: ≥16 Millionen Spermien pro Milliliter
  • Gesamtspermienzahl: ≥39 Millionen Spermien pro Ejakulat
  • Vorwärtsbewegliche Spermien (progressive Motilität): ≥30%
  • Gesamtbeweglichkeit: ≥42%
  • Morphologie (Anteil normal geformter Spermien): ≥4%
  • Anteil lebender Spermien (Vitalität): ≥54%
     

Eine eingeschränkte Spermienqualität wird häufig diagnostiziert, wenn:

  • zu wenige Spermien vorhanden sind (Oligozoospermie),
  • die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt ist (Asthenozoospermie),
  • oder die Spermien Fehlbildungen aufweisen (Tetrazoospermie).
  • Häufig treten alle drei Einschränkungen gleichzeitig auf (Oligo-Astheno-Tetrazoospermie).

Um die Spermienqualität zu bewerten, wird ein Spermiogramm (Ejakulatanalyse) durchgeführt, das detaillierte Informationen über die Fruchtbarkeit eines Mannes liefert.

Gründe für reduzierte Spermienqualität

Eine verminderte Spermienqualität kann durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden. Während einige Ursachen vorübergehend und behandelbar sind, erfordern andere eine Insemination, oder eine künstliche Befruchtung für die Erfüllung des Kinderwunsches. Häufige Gründe für reduzierte Spermienqualität sind:

  • Infektionen: Krankheiten wie Mumps in der Kindheit oder sexuell übertragbare Infektionen (z. B. Chlamydien) können die Hodenfunktion beeinträchtigen.
  • Verletzungen und Erkrankungen: Traumata oder Entzündungen, insbesondere im Bereich der Hoden, gehören zu den häufigen Ursachen.
  • Genetische Faktoren: Angeborene Erkrankungen oder chromosomale Anomalien können die Spermienproduktion stören.
  • Medikamente und Behandlungen: Chemotherapie, Bestrahlung oder die Einnahme bestimmter Medikamente beeinflussen oft die Fruchtbarkeit.
  • Hormonelle Störungen: Ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt (z. B. Testosteronmangel) wirkt sich direkt auf die Spermienbildung aus.
  • Blockierte Samenleiter: Mechanische Hindernisse wie Vernarbungen oder Fehlbildungen verhindern den Transport der Spermien.
  • Lebensstil und Umwelt: Übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, Drogen, ungesunde Ernährung, Stress, Umweltgifte und fortschreitendes Alter verschlechtern die Spermienqualität.
  • Psychische Belastungen: Chronischer Stress und emotionale Probleme können sich negativ auf den Hormonhaushalt und damit die Fruchtbarkeit auswirken.
  • Das Alter des Mannes: Die Fruchtbarkeit des Mannes beginnt tendenziell ab einem Alter von etwa 40–45 Jahren nachzulassen, wobei die Verschlechterung der Spermienqualität schleichend erfolgt und individuell unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

Ein Sonderfall sind Erektionsstörungen. Diese erschweren zwar den Kinderwunsch, gelten jedoch medizinisch nicht als Unfruchtbarkeit, sondern als Impotenz. Aber auch hier kommen zum Teil reproduktionsmedizinische Verfahren ins Spiel.

1. Anatomische Probleme: Auffälligkeiten an den Hoden und Krampfadern (Varikozele)

Anatomische Probleme sind eine häufige Ursache für männliche Unfruchtbarkeit. Sie betreffen entweder die Funktion der Hoden selbst oder den Transport der Spermien.

Auffälligkeiten an den Hoden

Die Hoden sind für die Produktion von Spermien und Testosteron verantwortlich. Schäden oder Funktionsstörungen können daher die Fruchtbarkeit erheblich beeinträchtigen. Zu den häufigsten Ursachen für solche Auffälligkeiten gehören:

  • Hodenhochstand: Wenn die Hoden nicht in den Hodensack absinken, ist die Spermatogenese (Spermaproduktion) oft beeinträchtigt.
  • Verletzungen oder Traumata: Unfälle oder chirurgische Eingriffe können die Hoden dauerhaft schädigen.
  • Hodentorsion: Eine Verdrehung des Hodens kann die Blutversorgung unterbrechen und zur Schädigung des Gewebes führen.

Varikozele (Krampfadern im Hodensack)

Eine Varikozele ist eine Erweiterung der Venen im Hodensack, die die Temperaturregulierung der Hoden stören kann. Da die Spermienproduktion empfindlich auf Temperaturerhöhungen reagiert, führt eine Varikozele oft zu einer verminderten Spermienqualität.

Häufigkeit: Etwa 15-20% der Männer sind von einer Varikozele betroffen.
Symptome: Manche Männer bemerken ein unangenehmes Ziehen im Hodensack, während die Varikozele bei anderen asymptomatisch bleibt.
Behandlung: Chirurgische Eingriffe wie die Varikozelenresektion können die Fruchtbarkeit in vielen Fällen verbessern.

2. Blockierte Samenleiter und retrograde Ejakulation

Ein weiterer anatomischer Grund für männliche Unfruchtbarkeit sind Hindernisse im Samenleiter oder Probleme bei der Ejakulation.

Blockierte Samenleiter

Die Samenleiter transportieren die Spermien von den Hoden in die Prostata, wo sie mit weiteren Flüssigkeiten vermischt und als Ejakulat ausgestoßen werden. Blockaden können durch:

  • Narbenbildung nach Infektionen oder Operationen,
  • angeborene Fehlbildungen oder
  • Verklebungen durch Krankheiten entstehen.

Blockierte Samenleiter können oft chirurgisch behandelt oder durch eine direkte Entnahme der Spermien (TESA/PESA) umgangen werden.

Retrograde Ejakulation

Bei der retrograden Ejakulation fließt das Ejakulat nicht nach außen, sondern zurück in die Blase. Häufige Ursachen sind:

  • Diabetes,
  • neurologische Erkrankungen,
  • oder Operationen, etwa nach Eingriffen an der Prostata.

Zwar sind die Spermien in solchen Fällen oft intakt, doch sie erreichen die Eizelle nicht auf natürlichem Weg. Eine künstliche Befruchtung kann hier helfen.

3. Hormonstörungen und genetisch bedingte Erkrankungen

Die Fruchtbarkeit eines Mannes hängt wesentlich von einem ausgeglichenen Hormonhaushalt und gesunden Erbanlagen ab. Störungen in diesen Bereichen können die Zeugungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.

Hormonstörungen

Ein Mangel an Testosteron oder anderen Hormonen, die an der Spermienproduktion beteiligt sind, kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ursachen sind:

  • Hypogonadismus (Mangel an Geschlechtshormonen): Ein Zustand, bei dem die Hoden zu wenig Testosteron produzieren.
  • Störungen der Schilddrüse: Die Schilddrüse steuert die Hormonproduktion; Funktionsstörungen können den gesamten Hormonhaushalt beeinflussen.
  • Überproduktion von Prolaktin: Dieses Hormon, das normalerweise bei Frauen eine Rolle spielt, kann bei Männern zu einem Testosteronmangel führen.

Genetisch bedingte Erkrankungen

Manche Männer sind von Geburt an durch genetische Anomalien in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt. Beispiele sind:

  • Klinefelter-Syndrom: Männer mit dieser Chromosomenanomalie haben oft kleine Hoden und eine stark eingeschränkte Spermienproduktion.
  • Y-Chromosomen-Defekte: Mikrodeletionen des Y-Chromosoms können die Spermienbildung stören.
  • Mukoviszidose: Diese Erbkrankheit führt häufig zu blockierten Samenleitern.

4. Ungesunder Lebensstil, Alter und Umweltbelastungen

Ein ungesunder Lebensstil und externe Faktoren wie Umweltbelastungen können die Fruchtbarkeit eines Mannes erheblich beeinträchtigen. Viele dieser Ursachen lassen sich durch gezielte Veränderungen vermeiden oder zumindest abmildern.

Ungesunder Lebensstil

Einige Gewohnheiten und Verhaltensweisen haben direkten Einfluss auf die Spermienqualität:

  • Rauchen: Tabakrauch enthält zahlreiche Schadstoffe, die die Beweglichkeit und Morphologie der Spermien negativ beeinflussen.
  • Alkoholkonsum: Regelmäßiger und übermäßiger Alkoholgenuss kann die Hormonproduktion stören und die Spermienanzahl verringern.
  • Drogen: Substanzen wie Cannabis oder Kokain können die Spermienproduktion hemmen und die DNA der Spermien schädigen.
  • Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung mit wenig Obst, Gemüse und Antioxidantien erhöht das Risiko von oxidativem Stress, der die Spermien schädigen kann.

Alter und Fruchtbarkeit

Auch wenn Männer theoretisch bis ins hohe Alter zeugungsfähig sind, nimmt die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter ab:

  • Die Fruchtbarkeit des Mannes beginnt tendenziell ab einem Alter von etwa 40–45 Jahren nachzulassen, wobei die Verschlechterung der Spermienqualität schleichend erfolgt und individuell unterschiedlich ausgeprägt sein.
  • Das Risiko für genetische Anomalien bei den Spermien steigt.

Umweltbelastungen

Moderne Lebensumstände setzen Männer oft Umweltgiften aus, die sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken können:

  • Pestizide und Herbizide: Chemikalien, die in der Landwirtschaft verwendet werden, können hormonelle Störungen verursachen.
  • Endokrin wirkende Chemikalien: Stoffe wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate, die in Kunststoffen vorkommen, können die Hormonproduktion beeinflussen.
  • Schwermetalle: Blei und Quecksilber sind bekannte Reproduktionstoxine.
  • Strahlung und Hitze: Längere Exposition gegenüber hohen Temperaturen, etwa durch Sauna, Sitzheizung, enge Kleidung oder berufliche Belastungen, schadet der Spermienproduktion.

5. Psychische und emotionale Faktoren: Stress und mentale Gesundheit

Die psychische Gesundheit eines Mannes ist ein oft unterschätzter, aber wesentlicher Faktor für die Fruchtbarkeit. Chronischer Stress und emotionale Belastungen können sowohl direkt als auch indirekt die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen.

Stress und Hormonhaushalt

Stress kann den Cortisolspiegel im Körper erhöhen, was den Testosteronspiegel senken und die Spermienproduktion negativ beeinflussen kann. Zu den häufigsten Stressquellen gehören:

  • Berufliche Überlastung
  • Finanzielle Sorgen
  • Soziale und familiäre Konflikte

Emotionale Belastungen und Libido

Psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen wirken sich oft negativ auf die Libido und die sexuelle Leistungsfähigkeit aus. Dies kann die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zusätzlich verringern.

Umgang mit Stress

Es gibt zahlreiche Ansätze, um psychische Belastungen zu reduzieren und die Fruchtbarkeit zu unterstützen:

  • Entspannungstechniken: Yoga, Meditation und Atemübungen können helfen, den Stress zu reduzieren.
  • Psychotherapie: Gespräche mit Fachleuten bieten Unterstützung bei der Bewältigung emotionaler Probleme.
  • Bewegung: Regelmäßiger Sport hebt die Stimmung und reguliert den Hormonhaushalt.

Fazit: Tipps und Präventionsmaßnahmen zur Fruchtbarkeitserhaltung

Männliche Fruchtbarkeit wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst – von genetischen und anatomischen Ursachen über hormonelle Störungen bis hin zu Lebensstil und Umweltbelastungen. Während einige Ursachen medizinisch bedingt und weniger beeinflussbar sind, können viele andere durch bewusste Entscheidungen und Prävention positiv beeinflusst werden.

Du kannst aktiv an deiner Fruchtbarkeit arbeiten, indem du folgende Maßnahmen ergreifst:

  • Ernähre dich gesund mit viel Obst und Gemüse.
  • Bewege dich regelmäßig, am besten draußen in frischer Luft, bevorzugt im Wald.
  • Vermeide Rauchen, Alkohol und Drogen.
  • Reduziere Stress durch Entspannungstechniken oder Bewegung.
  • Trage lockere Kleidung und vermeide Überhitzung im Genitalbereich.
  • Lass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Urologen durchführen.

Falls ihr als Paar mit unerfülltem Kinderwunsch zu kämpfen habt, meldet euch bei uns! Nach ausführlicher Beratung und umfassenden Diagnoseuntersuchungen beider Partner lassen wir nichts unversucht, um euren Familientraum zu erfüllen.

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